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letzter Beitrag von Oma Eva ()

Überbleibsel

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    das heutige Wetter war zum Rausgehen etwas zu unfreundlich, also genug Zeit um die Fotos vom letzten Jahr zu sichten.
    Als Winterüberbrückung sollten einige Funde doch taugen.


    Ich fange heute mit Pilz 1 an.
    Gefunden am 10 Nov. 18 im Wienerwald, Nähe Gruberau. Buchenwald mit einzelnen Föhren und Tannen, kalkhaltig.



    Lange nach einen Namen gesucht, habe mich für Schwarzhaariger Wurzelrübling OUDEMANSIELLA MELANOTRICHA (SYN. XERULA MELANOTRICHA) entschieden.


    Details:





    Schnittbilder:


    Berichtigungen und Kommentare sind natürlich erwünscht.


    LG.
    Josef


  • Hallo Josef,


    mit deinem verm. nach 123Pilze (???) bestimmten Art habe ich 2 Probleme:


    (1) Die Art wird seit längerer Zeit in der Gattung "Xerula" (Syn. Oudemansiella) geführt.


    (2) Aber auch mit dem Artnamen "Xerula melanotricha = Oudemansiella melanotricha" (Schwarzhaariger Wurzelrübling) kann ich mich nicht wirklich anfreunden:


    - Standort auf Kalk bei Tanne wäre ok. Aber ich vermisse u.A. die sehr auffällige borstigen 2-3mm lange, fast schwarze Haare am Hutrand und weitere nicht ganz so auffällige Merkmale (vergl. Anhang).
    ---


    Mein Tipp:


    "Braunhaariger Wurzelrübling"
    ---> "Xerula pudens = X. longipes = X. badia ss. J.E. Lange, ss. M.M. Moser, non X. longipes ss. Bres. ---> X. melanotricha; non X. longipes ss. J.E Lange ---> X. caussei".


    http://www.pilzflora-ehingen.d…a/arthtml/xerlongipes.php


    Eine weitere Alternative "Xerula caussei" (Grauhaariger Wurzelrübling) mit +-samtigem (nicht borstigem) Stiel schließe ich aus.


    http://www.pilzflora-ehingen.d…lora/arthtml/xcaussei.php



    Grüße Gerd

  • Hallo Gerd,


    herzlichen Dank für deine Berichtigung und die umfassenden Informationen. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal, die Haare am Hundrand habe ich zu wenig beachtet. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich mir das genau ansehen.


    Xerula caussei wurde am 13.10 in Rahmen einer geführten Exkursion der ÖMG in Perchdoldsdorf (Nö) gefunden. Leider habe ich keine brauchbaren Fotos gemacht.


    Gut getarnt liegt er mitten am Bestimmungtisch:

    Ist farblich kaum vom verwitterten Holz zu unterscheiden. Mehr habe ich nicht davon, leider.


    Am 16.11 hatte ich einen Fund (Pilz Nr. 2) der am ersten Blick sehr ähnlich war, allerdings sind die Lamellen recht dunkel.

    Der Hintergrund ist für den Kontrast nicht optimal, sorry.
    Gefunden auf ca. 300 HM, kalkreich, Buchen, Eichen und Föhren in der Umgebung.
    Lässt sich dieser Fund trotz der spärlichen Dokumentation zuordnen?


    Bittte/Danke.


    LG.
    Josef


  • Hallo Josef,


    danke für deinen Beitrag. Der ermuntert mich etwas zur Gattung „Xerula“ (Wurzelrübling) in Mitteleuropa/Europa (?) beizutragen:



    Ich starte einmal mit der Gattung „Oudemansiella“:



    – Da gab es nach [Moser, Kleine Kryptogamenflora (1983)] 3 „Subgen“ (Untergattungen):


    ---> Xerula, Megacollybia, Oudemansiella. Diese Untergattungen (alles Hellsporer) werden aktuell als Gattungen gehandelt.



    1. „Xerula“ (Wurzelrübling)


    ---> Arten mit verdickter Stielbasis und wurzelndem Stiel


    2. „Megacollybia“ (Breitblatt, M. platyphylla)
    ---> Monotypische (nur eine Art enthaltende) Gattung


    3. „Oudemansiella“ (Buchen-Schleimrübling, O. mucida):
    ---> Monotypische (nur eine Art enthaltende) Gattung
    [*]-------------------------------






      Die mit Abstand häufigste Art der Gattung Xerula ist „X. radicata“ „Grubiger Wurzelrübling, Wurzel-Schleimrübling). Übrigens die einzige Art dieser Gattung mit nicht trockenem Hut. Wenn man sich mit der Gattung "Xerula" beschäftigen möchte sind die Beiträge von Dörfelt (habe ich in meinem Artikel zu X. melanotricha gelistet) unverzichtbar.-----------------------------------So und jetzt noch der Hinweis, dass ich meine Kommentare in blauer Schrift in deinen Beitrag eingestreut habe. Grüße Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()

  • Hallo Gerd,


    der bei der geführten Wanderung gefundene Pilz wurde vom Leiter der Exkursion als Xerula caussei bestimmt. Die Freude war ihm anzusehen, diesen Fund gibt es nicht jedes Jahr. Die Datensätze im der österreichischen Pilzdatenbank sind noch im einstelligen Bereich (2015, 2007, 2001 und älter).


    Für meinen Fund (Pilz Nr. 2) habe ich nochmals alle Fotos durchgesehen, aber keine bessere Aufnahme gefunden, daher nur noch eine Auschnittsvergrößerung der Stielbasis.


    Besten Dank für deine vorzügliche Hilfe.


    LG.
    Josef

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    weiter geht es mit Pilz Nr. 3, gefunden am 13. Sept. 2018.


    Fundgebiet Wöllersdorf-Steinabrückl, westlich von Wiener Neustadt, Nö., reiner Kiefernwald auf ca. 400 HM.


    Ist etwas zu knapp am Wanderweg gewachsen, die Kappe war bereits abgerissen und lag daneben.


    Nur kurz an die Nase gehalten, der Geruch war alles andere als angenehm.


    Details:


    Volva:

    Das Baby hab ich natürlich nicht angerührt.


    Bestimmungstechnisch bin ich schwer bei Echter Eierwulstling (Amanita ovoidea), sollte ich falsch liegen bitte um Berichtigung.
    Die Funde aus Östösterreich stammen aus der Gegend und der letzte Sommer hat uns mit wärmeliebenden Arten verwöhnt.


    LG.
    Josef


  • Hallo Josef,


    mit deinen Bildern habe ich ein Problem, da sie nicht einmal ein Minimum an Merkmalen (https://www.pilzforum.at/showthread.php?tid=514) zeigen, die man für eine evtl. belastbare Pilzbestimmung benötigt.


    (1) Bei mir (deine Vermutung, A. ovoidea hatte ich schon in der Hand) geht es schon damit los, ob du mit der Gattung "Amanita" (Wulstlinge, Knollenblätterpilze) richtig liegst.


    (2) Die makroskopischen Merkmale der Gattung Amanita (ohne "Scheidenstreiflinge"; Vaganitae, Amanitopsis, die man bei deinem Fund definitiv ausschließen kann) kann man [1] so zusammenfassen:


    - "Fast durchweg große fleischige Arten. Lamellen frei (*), weißlich oder zumindest hell. Velum vorhanden, als Ring und/oder Scheide, teils zusätzlich auch als Warzen oder Schuppen auf Hutoberfläche entwickelt.


    (*) Lamellen frei wird meist in der Literatur angegeben. Doch wenn man genauer hinschaut sind die meist nur "angeheftet".


    (3) Die für mich (bezüglich Gattungsentscheidung) entscheidende Frage ist, ob die Lamellen frei/angeheftet sind. Nach deinen leider unvorteilhaft aufgenommenen Bildern (fehlt leider ein Schnittbild) beurteile ich dieses Bild:


    https://www.pilzforum.at/attachment.php?aid=31219


    -Ja, da könnten die Lamellen (rechts) evtl. frei/angeheftet sein. Reicht mir als Bestätigung für die Gattung Amanita leider noch nicht aus. Aber zum Glück zeigst du bei deinen Bildern auch am Hutrand hängende Velumreste, die mich davon überzeugen, dass du verm. eine Amanita-Art zeigst.



    - Und wenn ich mit der Gattung richtig liege, dann kann ich mir nur 2 Arten vorstellen:


    (1) "Amanita ovoidea" (Eier-Wulstling), eine Art, die ich (als Anfänger) bei Kiefer gefunden vor mehr als 40 Jahren in der Nähe von Konstanz bereits in der Hand hatte. Mein damaliger Lehrmeister (Helmut Lieb) kannte die Art und hat meinen Fund verspeist. Ich kann mich daran erinnern, dass er mich darauf aufmerksam machte, dass der vergängliche Ring "salzig" (ein Merkmal, dass in der mir zugänglichen Literatur nicht erwähnt wird) schmeckt.


    (2) Das Problem ist, dass diese Art zwischenzeitlich einen "giftigen" Doppelgänger" (Amanita proxima) hat, den ich leider noch nie in der Hand hatte.


    Fazit:


    (1) Ich tendiere dazu, dass du eine "Amanita-Art" zeigst, da mir trotz der "chaotischen" Bildern keine andere Gattung einfällt!


    (2) Ich weigere mich allerdings, mich auf eine Art (A. ovoidea vs. A. proxima) festzulegen.


    Grüße Gerd


    Literatur:


    [1] A. Bresinsky et. H. Besl (2003): Schlüssel zur Gattungsbestimmung der Blätter-, Leisten- und Röhrenpilze ...; Regensburger Mykologische Schriften Bd. 11

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  • Hallo Gerd,


    es war mir durchaus bewusst, daß die gezeigte "Faktenlage" sehr dünn ist. Habe lange damit gerungen ob ich den Fund überhaupt einstellen soll, aber es nicht zu versuchen macht die Chance auf einen Namen gleich zunichte.


    Herzlichen Dank dass du dich trotzdem durch die Fragmente der Amanita durchgekämpft hast. :top:


    Meine nächste Aufgabe ist damit klar: Das Waldgebiet im Sommer nochmals aufsuchen.
    Sollte mir das Finderglück hold sein gibt es eine saubere Dokumentation.


    Besten Dank und liebe Grüße,
    Josef


  • Hallo Josef,


    eine gute Idee, dass Fundgebiet in den nächsten Jahren erneut aufzusuchen. Das Problem dabei wird sein, dass meine Favoriten (da habe ich nur geringe Restzweifel) sehr wärmeliebende, mediterrane Arten sind. Ohne entsprechende Temperaturen wohl kaum fruktifizierend.


    Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Viel Glück.


    Grüße Gerd

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  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    weiter geht es mit Pilz Nr. 4.
    Fundort ca. 1 km von Pilz Nr. 3 entfernt, gleicher Tag.


    Altbestand an Nadelbäumen, hauptsächlich Fichten aber auch einzelne Tannen.


    Gewachsen auf Nadelholzstumpf.

    Vermutlich Fichte, bin aber nicht ganz sicher, die Rinde war bereits ab.



    Sehr schöne Tropfen


    Schnittbild:

    Konsistenz überraschend zäh, kein sauberer Schnitt möglich.
    Den Geruch habe ich als recht intensiv in Erinnerung, nicht unangenehm, die Richtung kann ich leider nicht mehr genau beschreiben.


    Bei meinem Bestimmungsversuch bin ich bei Getropfter Saftporling (OLIGOPORUS GUTTULATUS) gekommen, da ist aber einige Unsicherheit dabei.


    Berichtigungen und Ergänzungen sind natürlich erwünscht,


    LG.
    Josef

  • Hallo Josef !
    im Schnitt sieht das Fleisch eher etwas gelblich aus ich würde da auch mal an einen jungen Fomitopsis pinicola denken .
    Gruß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzberater vor Ort , Bestimmungsvorschläge meinerseits sind keine Essensfreigaben

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    das eine oder anderen Überbleibsel sollte sich noch ausgehen bevor die Morchelberichte richtig durchstarten.


    Weiter geht es mit Pilz Nr. 5
    Die Aufnahmen stammen aus dem Zeitraum von 22.9. bis 30.9.2018. Gefunden im kalkigen Wienerwand, Umgebung von Mödling, sonnige Hanglagen. War eigentlich auf der Suche nach den schönen, seltenen Röhrlingen und die hatten zu dieser Zeit Hochsaison.


    Mischwald, zwei Fundstellen:

    Gewachsen in Gruppen oder in langer Reihe (ev. sogar ein Hexenring)



    Geruch geht Richtung Maipilz, jedoch weniger intensiv.



    Hier eine etwas ältere Gruppe.



    Hier gibt es noch die Sporenpulverfarbe.


    Bestimmungstechnisch hätte ich gerne wieder mal einen Treffer, ich versuch es mit Riesenrötling (Entoloma sinuatum).


    Berichtigungen und Bemerkungen sind natürlich herzlich willkommen.


    LG.
    Josef

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Josef !


    Ein Rötling ist das auf jeden Fall und obwohl ich bisher noch nie selbst einen Riesenrötling (Entoloma sinuatum) finden konnte, halte ich Deine Bestimmung aufgrund des Aussehens und sonstiger Angaben Deines Fundes für richtig.


    Ziemlich kräftige Fruchtkörper, passende Hutfarbe mit eingewachsener Radialfaserung, gelbliche Lamellen, an denen teilweise wie auch an manchen Hutoberflächen schon recht deutlich rötliches Sporenpulver zu erkennen ist, Vorkommen im kalkigen Laub- bzw. Mischwald, mehlartiger Geruch ähnlich des Maipilzes (Calocybe gambosa), hexenringartiges Auftreten, da passt eigentlich alles.


    Gratuliere zu diesem Fund, der steht bei mir immer noch auf der Wunschliste.


    LG Sepp

  • Hallo Josef,


    so wie Sepp würde auch ich mich freuen, diesen Rötling zu finden. Die Chancen dafür stehen leider bei Null, der meidet Kärnten seit 1970.


    Schöner Fund, :top:


    LG
    Peter

    Es reicht ein Hut aus Fomfom als Statussymbol. Wenn der Blitz einschlägt brennt nur der Kopf.

  • Hallo Josef,
    Amanita ovoidea ist aus der Gegend Wöllersdorf - ich schreib jetzt absichtlich nicht den genauen Fundort hin - seit Jahren bekannt. Bitte bei solchen Fundstellen mit der Bekanntgabe der Örtlichkeit sehr behutsam umgehen, das sind Seltenheiten, die jedoch sehr auffällig sind und daher leicht - leider immer noch - dem Vandalismus zum Opfer fallen. Die besagte Gegend sollte aufgrund mehrerer dort wachsender Seltenheiten nicht fürs Sammeln von Speisepilzen genutzt werden (einzige Ausnahme: Goldgelber Leistling). Der Pilz Nr. 2 hat mit Xerula nichts zu tun, das ist das Wurzelnde Graublatt, Tephrocybe rancida. Fein wäre es, wenn wir die seltenen Funde auch gemeldet bekämen, denn nur durch Meldungen füllen sich Datenbanken! Geht z.B. ganz einfach per E-mail an mich (an meine Uni-Email, komme leider viel zu selten dazu ins Forum hineinzuschauen).


    LG
    Irmgard

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