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letzter Beitrag von beli 1 ()

Glattstieliger Hexenröhrling?

  • Hallo Sepp,


    Zitat von Sepp


    @ Gerd
    Danke, Du hast meinen Bestimmungsvorschlag als Erster von Anfang an als richtig erkannt u. unterstützt.


    - Gern geschehen. Denn immerhin ist "B. luridus" der häufigste Hexenröhrling in meinem "Haupt-Sammelgebiet" (Ulmer Raum, nördlich der Donau über Jurakalk) mit Abstand gefolgt von "B. qeletii". Und "B. erythropus" kenne ich natürlich auch, obwohl diese Art in meinem Sammelgebiet nicht einmal im oberflächlich übersäuerten Nadelwald vorkommt.


    Zitat von Sepp


    Inzwischen gab es auch von Gernot Friebes in einer der letzten Ausgaben des "'Tintlings" einen Kurzbericht über B. mendax mit Fotos eines Fundes aus meinem Sammelgebiet.


    ---> G. Friebes: Eine kurze Notiz zu Boletus mendax Simonini & Vizzini; Der Tintling 85 (Heft 6/2013):36-37.


    Grüße
    Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

  • Hallo Markus,


    Zitat von Calabaza


    unabhängig vom Bestimmungsergebnis möchte ich noch Folgendes anmerken, aus eigener, nicht allein gemachter mehrfacher Erfahrung.


    B. erythropus, B. luridus haben wir schon mehrfach in unmittelbarer Nähe gefunden.


    ---> Das wundert mich nicht, sofern ihr beide Arten korrekt bestimmt habt.


    (1) Denn sauere und kalkhaltige Böden können an einem Standort durchaus in unmittelbarer Nähe vorkommen.


    (2) Nach meiner Beobachtung/Überzeugung (auch in Übereinstimmung mit der Literatur):


    (a) "B. erythropus" ist ein Säurezeiger, der kein Kalk toleriert und vorwiegend Mykorrhizapartner von Nadelbäumen ist.


    (b) "B. luridus" meidet "saure" Böden, toleriert "Kalk" und ist ein Partner von Laubbäumen.


    (c) "B. queletii" fordert Kalk, und meidet neutrale oder saure Böden und ist auch ein Laubwaldbewohner.


    [quote='Calabaza'
    Bei Peter (Peri im Nachbarforum) im Schurwald durchmischt auf mehrere Quadratmeter verteilt.
    Ich persönlich halte das Habitat aus diesen Erfahrungen heraus mittlerweile für kein absolutes Kriterium mehr.
    [/quote]


    Ok, ich bringe bei unserem nächsten Treffen (erinnere mich bitte daran) Salzsäure mit, damit wir den Kalkanteil testen können.



    Grüße
    Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo !


    Pablo schrieb:
    "Darum würde mich auch - rein interessenhalber, ich glaube dir deine Bestimmung durchaus - interessieren, wie du anhand der Bilder und Infos (ist ja gut dokumentiert, der Fund) Josefs Fund nun sicher von B. mendax abgrenzen kannst."


    Nun bei Josef's Fund (1.Fotoserie) sah man einen relativ kompakten Fruchtkörper mit überwiegend gelblichen Fartönen im Hut- u. Stielbereich, wie ich es bei B. luridus für typisch halte.


    Bei einem weiteren Foto der 2. Serie (Nahaufnahme des Stielbereichs), kann man m.E. auch eine relativ grobmaschige Netzstruktur am Stiel erkennen - für mich auch luridus-typisch.


    Boletus mendax unterscheidet sich makroskopisch, wie es schon Gernot im Tintling völlig richtig beschrieben hat, durch in der Regel viel schmächtigere, kleinwüchsigere FK mit überwiegenden Rotanteilen am Hut u. Stiel.
    Der meist ziemlich schlanke Stiel hat nicht immer nur ein feines Netz, sondern ist oft auch +/- feinflockig überhaucht od. punktiert, etwa wie bei B. erythropus.


    Man hat das Gefühl, als ob B. mendax irgendwie eine Mischform zwischen B. luridus u. B. erythropus wäre.


    Außerdem habe ich auch noch den Eindruck, dass bei Exemplaren von B. mendax das Fleisch in der Stielbasis oft noch kräftiger dunkelrot ausgeprägt ist (Farbton genau wie der von Roter Beete / österreichisch: Rote Rüben), als bei B. luridus.

    Zusammenfassend sag ich's einfach mal so, auch wenn's vielleicht blöd klingt: der makroskopische Gesamteindruck eines "typischen" B. mendax ist eben ein anderer als der eines typischen B. luridus.


    Abschließend räume ich selbstverständlich ein, dass ich auch öfters Exemplare finde, bei denen ich nach makroskopischer Betrachtung auch nicht sicher sagen kann, ob ich es nun mit B. luridus od. B. mendax zu tun habe (in meinem mykologischen "Hausrevier" kommen nur diese beiden Hexenröhrlings-Arten vor, für B. erythropus muß ich auspendeln, B. queletii hab ich erst einmal irgendwo gesehen, war aber nicht mein Fund).


    In solchen Fällen entsorge ich dann den Fund entweder gleich wieder als "Boletus spec." im Wald oder übergebe ihn mit der Bitte um Unterstützung an Gernot oder einen anderen mikroskopierenden Pilzfreund in meiner Umgebung, da ich aus beruflichen u. anderen Gründen leider nicht die Zeit habe, diverse interessante Funde selbst mikroskopisch aufzuarbeiten.


    Ich hoffe, dass Dir diese Infos ein wenig weiter helfen.


    Liebe Grüße
    Sepp



  • Hallo Gerd,


    ein tolles Angebot, auf das ich gerne zurück komme. :top:


    Darüber hinaus habe ich gerade noch etwas anderes zum Ermitteln des ph-Wertes geordert. Das möchte ich jetzt doch mal genauer wissen und werde das mal öfters prüfen.


    Die Funde hatten übrigens allesamt makroskopisch eindeutige Merkmale, so dass ich sie als sicher bestimmt abgelegt habe.


    Wenn man B. erythropus von B. luridus künftig evtl. nicht mehr mittels Lupe zur Prüfung des Stiels auf Netz oder Flöckchen und Querschnitt zur Prüfung auf einen roten oder gelben Röhrenboden makroskopisch bestimmen kann, werde ich meine Freizeit anders gestalten in der Zukunft, das ist auch sicher.
    Da ziehe ich dann lieber wieder öfters mit der Fliegenrute los.


    Ich freue mich jedenfalls Dich wieder zu sehen Gerd.


    Liebe Grüße von uns,


    Markus

    Eine Essensfreigabe kann hier im Forum oder per Internet nicht erteilt werden. Diese sollte durch einen Pilzberater oder Pilzsachverständigen vor Ort ausschließlich persönlich erfolgen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Calabaza

    Wenn man B. erythropus von B. luridus künftig evtl. nicht mehr mittels Lupe zur Prüfung des Stiels auf Netz oder Flöckchen und Querschnitt zur Prüfung auf einen roten oder gelben Röhrenboden makroskopisch bestimmen kann, werde ich meine Freizeit anders gestalten in der Zukunft, das ist auch sicher.
    Da ziehe ich dann lieber wieder öfters mit der Fliegenrute los.


    Das kann ich gut nachvollziehen und hab ich mir bei manchen mykologischen Entwicklungen auch schon gedacht. Ständig wechselnde Namen und auseinanderdividierte Arten aufgrund von nicht mehr makroskopisch bestimmbaren Merkmalen machen mir zu schaffen.


    Ich für mich hab beschlossen, meine Zeit nicht vor dem Mikroskop verbringen zu wollen, da bietet das Leben spannenderes für mich. Ich begnüge mich mit der Erfahrung im Wald und mit einer einfachen Nachbestimmung, alles weitere sollen elitäre Experten machen. Solche, für mich nicht verständliche, Artikel, wie der im neuen Tintling ("Die Boletaceae in der Familienaufstellung"), in denen es um Claden (?), molekularbiologische Gattungskonzepte und phylogenetische Stammbäume geht, werden von mir ignoriert. Schade aber, dass es nicht einfacher geht!


    Liebe Grüße, Jürgen

  • Hallo, Sepp!


    Vielen Dank für deine Beschreibung!
    Das ist in der Tat hilfreich, um ein besseres und breiteres Bild von einer Art entwickeln zu können.
    Und deine Zusammenfassung:

    Zusammenfassend sag ich's einfach mal so, auch wenn's vielleicht blöd klingt: der makroskopische Gesamteindruck eines "typischen" B. mendax ist eben ein anderer als der eines typischen B. luridus.


    ...klingt für mich gar nicht blöd. Im Gegenteil: Das Beurteilen eines Gesamteindrucks ist ja für die Bestimmung sehr wichtig. Denn ein Pilz ist eben mehr als die Summe aller Merkmale, auch das gilt es zu berücksichtigen. Das kommt natürlich auch erst mit der Zeit mit etwas Funderfahrung.


    Das mit den roten Farben und dem eher schlanken Wuchs ist ja auch interessant, da ist ja dann neben B. luridus und B. erythropus auch noch ein gutes Stück Boletus queletii mit drin. :D



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    habe am So., dem 19.10.2014 im Wienerwald (am Anninger, Osthangseite, Nähe Mödling) auf ca. 350 bis 400 m Seehöhe wieder einen für mich alles andere als eindeutig bestimmbaren Hexenröhrling gefunden.


    Fundort:

    Jungwald mit überwiegend Buchen und Föhren.



    Hutdurchmesser ca. 6 cm, schlanker Stiel, kein richtiges Netz erkannt, eher längsrillig und geflockt, Röhrenboden rötlich.
    Die Färbung im unteren Stielbereich geht stark ins rötliche (siehe Fotos).


    Auf Grund der sehr guten Beschreibungen von Sepp habe ich einen leichten Verdacht Richtung B. mendax; oder soll ich den Fund besser gleich als B. spec. ablegen?


    Freue mich bereits auf Eure Einschätzungen.


    LG.
    Josef

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Josef !


    Bei diesem von Dir zuletzt dargestellten Fund könnte es sich, rein makroskopisch betrachtet, m.E. durchaus um Boletus mendax handeln.


    Boletus mendax unterscheidet sich aber auch mikroskopisch durch länglichere Sporen und eine etwas anders aufgebaute HDS (Hutdeckschicht) von B. luridus.


    Zur sicheren Bestimmung müsste sich daher auch noch ein Mikroskopierer den Fund ansehen.


    Liebe Grüße
    Sepp

  • Hallo Sepp,


    habe den Fund nicht mit nach Hause genommen.
    Erst nach dem Hochladen der Fotos ist mein Verdacht in Richtung Boletus mendax gereift.
    Deine hervorragende Beschreibung der makroskopischen Merkmale waren dafür ausschlaggebend.:top:


    Kein Problem, dass sich die Bestimmung nur an Bildern nicht festmachen lässt.
    Alleine das die Richtung passen könnte ist schon mal eine feine Sache.


    Für diese Saison ist es mit den Röhrlingen wohl vorbei, aber der Blick für das nächste Jahr ist damit geschärft.


    Herzlichsten Dank für Deine Einschätzung!


    LG.
    Josef

  • Hallo Josef !
    Du hast eine seltene und sehr interessante Pilz gefunden.
    B. Mendax hat keine deutsche Name .
    Ich habe Pilzforum in Kroatien und in ex Jugoslavien durchgesucht über diese Pilz, es ist gefunden worden , und es wer immer noch um diese Boletus nachforschen .Der Pilz hat noch keine Name ,genau wie in DE . In Tschechische Republik ist auch gefunden in Ceske Budejovice .
    LG beli

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