Liebe Pilzgemeinde, Morchelnarrische und sonstige Waldgeister,
Habe mich nach der letzten wunderbaren Morchelsaison ziemlich rar gemacht hier im Forum.... das tut mir leid, hatte aber mehrere Gründe.
Zum einen ziehen wir in den hohen Norden Deutschlands, knapp unter die dänische Grenze.
Der andere Grund ist ein unliebsames Souvenir aus der Morchelsaison 2023
Borreliose - der Grund warum ich ein paar Zeilen schreiben möchte .... zum Start in die neue Pilzsaison und zur Erinnerung an das
Gefahrenpotenzial das uns alle begleitet wenn wir durch die Wälder streifen.
Wie und was is passiert?
Mitte April 2023, die Morchelsaison full on sozusagen.
Als aufmerksamer Pilzesucher hab ich mich jedesmal und nach jeder Tour gründlich auf Zecken kontrolliert.
Da ich gefühlt schon hundert Zeckenstiche in meinem Leben schadlos überstanden habe und ja weiß auf was ich achten muss, waren die Zecken ein lästiger Begleiter - aber nicht mehr.
Eine Zeckenimpfung ist auch die einzige die ich freiwillig auffrische, doch dies hilft natürlich nicht als schutz gegen Borreliose - weiß auch jeder.
Besagter Zeckenstich war nämlich nicht anders als alle anderen zuvor. Kaum Rötung, nur direkt an der Stichstelle und ein Juckreiz die ersten Tage danach.
Keine Wanderröte - keine Gefahr so dachte ich zumindest.
3 Wochen später der erste Krankenhausaufenhalt mit unerklärlichen Kopfschmerzen über 2 Tage und Nächte die nicht behandelbar waren. Nach Erwähnung des Zeckenstiches wurde ich
auf der Neurologie jedoch abgewimmelt und das Ganze als ungewöhnliche aber durchaus mögliche Begleiterscheinung eines grippalen Infekts abgesegnet.
Da man nicht wegen jedem "zwicken" gleich zum Arzt rennt habe ich wohl auch die folgenden Monate normal weitergemacht.
Schmerzen in den Gelenken und Muskeln kommen halt von Überbelastung und man wird ja auch älter..... etc.
Ein weiteresmal ins KH - diesmal schon in Deutschland - wegen krampfartigen stark schmerzenden Muskel/Nervenbahnen im Bereich Bauchfell/Unterleib. Ergebnis: da is nix
Bis zum eigentlichen Ausbruch dauerte es 4 Monate, als ich nach einer morgendlichen Dusche irgendwo in Dänemark einen etwa 40cm großen roten Teller auf meinem Arm vorfand - und genau zentral die Stelle des Zeckenstichs vom April.
Gut nun war es wenigstens klar was Sache ist. Sofort ab ins Spital und ich bekam gleich die volle Ladung Doxycyclin für 3 Wochen verordnet.
Alles gut.
Oder auch nicht. Beim letzten Bluttest vor einigen Wochen und nun schon fast ein Jahr nach dem Kuss der Zecke sind meine Antikörper noch immer viel zu hoch.
Mentale wie körperliche Probleme spielen yoyo mit dir.
Und hier beginnt eine Situation die Mediziner, Wissenschafter und Patienten bis dato in ein riesiges Wirrwarr an Informationen führt.
Es gibt mittlerweile den klinischen Nachweis das Borreliose NICHT IMMER erfolgreich mit AB behandelbar ist und besonders bei Spätausbrüchen zu einer chronische Krankheit werden kann.
Es würde auf jeden Fall diesen Text ins unermessliche ziehen und jeder/jede die es interessiert kann sich in diese komplizierte Thematik selbst reinlesen - es gibt genügend Stoff dazu im Netz und bei diversen Medizinportalen.
FAZIT:
Nehmt bitte die kleinen Biester nicht auf die leichte Schulter. Gerade Anfang Saison haben die ziemlich Hunger.
Es gibt die Möglichkeit eines Spätausbruchs. Die Wanderröte zeigt sich nicht immer bei Infektion.
Lieber mal gleich zum Arzt nach einem Zeckenstich der etwas länger juckt. Und vor allem: PRÄVENTION
Verwende Zeckenschutzmittel auf Haut und Kleidung und untersuche dich gründlich auch nach den Minizecken.
Mir haben die die kleinen Schei...er kräftig die Suppe versalzen, aber die Morcheln schmecken mir nach wie vor und ich werde mich auch in Zukunft nicht davon abhalten lassen
meine Streifzüge zu machen, und wenns sein muss in Wathose und Kampfstiefeln oder Taucheranzug.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen guten Start in die Morchelsaison, volle Körbe und wunderbare Menüs auf den Tellern,
und bleibt gesund!!!
LG Euer Stachelbart Elmar