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letzter Beitrag von wepa ()

Hilfe, ich habe mich überreden lassen ...

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mich dazu überreden lassen, mit einer 2. Klasse Volksschule, die SchülerInnen sind also zwischen 7 und 8 Jahre alt, den Wald zu besuchen, und ihnen etwas über Großpilze allgemein und dann über unsere Funde zu erzählen.


    Ich und ihr wisst, dass ich eigentlich soweit noch nicht bin, allerdings bin ich mir sicher, dass ich einfach viel mehr Pilze als die Lehrerin kenne und benennen (ansprechen) kann (Vollständigkeit kann kein Anspruch sein ..), dass ich Volksschülern auch etwas erzählen und im besten Fall sogar einige davon begeistern und sensibilisieren kann, also stehe ich jetzt nervös vor meinem ersten kleinen Event, nur weil ich schon einmal die Klasse meines Sohnes am Wandertag begleitet habe.


    Ganz sicher bin ich mir dabei, etwas über die Art und Weise des Speisepilz-Sammelns erzählen zu können, die Gefahren und Erfolge miteinbedacht, aber auch einfach über das bewußte Spazierengehen in der Natur und vom Erkennen der mykologischen Vielfalt und Schönheit.


    Also: Falls irgend jemand ganz schnell noch Tipps für mich parat hat, unser alle Weiterbildung findet am Mittwoch um 9:30 Uhr statt, wäre ich sehr dankbar. Helfer sind auch gerne willkommen ...


    Natürlich werde ich auch fotografieren und dokumentieren und freue mich, hier davon berichten zu dürfen ...


    Liebe Grüße, Jürgen

    "Sorgfältig muß man wahrnehmen, daß nicht giftige P. unter die zu genießenden kommen, indem sonst der Genuß für die Gesundheit höchst nachtheilige Folgen haben, ja selbst den Tod bringen kann.", Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 137-138

    Einmal editiert, zuletzt von juergenhold ()

  • Hallo Jürgen,


    ich hatte bereits zwei mal mit Schülern in dem Alter das " Vergnügen " und ich muss sagen - ein Sack voller Flöhe zu hüten ist wahrscheinlich leichter. Alle anfängliche Ratschläge zum Verhalten im Wald und das Ernten von Pilzen wurden bereits nach wenigen Minuten ausser Acht gelassen. 25 Schüler schwärmten in alle Richtungen aus und wenig später ertönte es aus allen Ecken " Herr Regin - ein Pilz, ein Pilz. Und dann standen sie alle vor mir, reckten mir ihre kleinen Hände mit ihren Funden entgegen. Ein vernünftiges Erklären war mir nicht möglich da alle wild durcheinander redeten. Ermahnungen der Lehrkräfte zeigten keine Wirkung. Nach wenigen Minuten verloren schon die ersten das Interesse und warfen ihre Funde wieder weg. Letztendlich blieb nur eine Handvoll Kinder übrig die sich wirklich für die Materie interessierten.


    Meine Erfahrungen waren bislang also eher negativ aber laß dich durch meine Ausführungen nicht ins Bockshorn jagen, vielleicht sind österreichische Schüler ja disziplinierter als deutsche. Ich bin schon gespannt welche Erfahrungen du sammeln kannst.


    Gruß
    Harry

  • Lieber Jürgen,


    da ich Volksschullehrer bin, freu ich mich zu hören, dass du dich scheinbar sehr aktiv einbringst. Daumen hoch dafür! Engagierte Eltern sind sehr wichtig, um einen guten und abweschlungsreichen Unterricht bieten zu können.


    Hier einige Tipps:


    1. Harry hat schon die Bedeutung der Regeln angesprochen. Wie sollten sie sich im Wald verhalten. Was ist erlaubt und was nicht.
    2. Wenn sie ein Jutetasche mitnehmen oder eine Becherlupe, dann können sie Fundgegenstände nicht nur sammeln, sondern auch mitnehmen und sie müssen nicht mit jeder Kleinigkeit zu dir kommen.^^
    3. Vereinbart eine bestimmte Anzahl an Pilzen, die sie mitnehmen dürfen (z.B. 3). Jedes Kind muss dann überlegen, ob dieser Pilz wert ist gepflückt zu werden oder nicht. Sag ihnen, dass sie es sich gut einteilen sollen, damit sie nicht schon am anfangen alle verbraucht haben.
    4. Vereinbart einen Zeitpunkt zu dem ihr euch trefft, um über die Funde zu sprechen. (z.B. nach der Jause).
    5. Die Kinder sollen sich überlegen in welche Kategorien sie ihre Funde gliedern könnten (Es werden ihnen verschiedene Ideen kommen z.B. nach Gruppen: Blätter - Rinde - Steine - Pilze oder nach Farben oder nach der Größe...)
    Viele Einteilung sind richtig.
    6. Mache sie nun darauf aufmerksam, dass manche Pilze Gemeinsamkeiten aufweisen (zB Poren, Lamellen, ...) --> So kommen sie schon zu einer wichtigen Unterscheidungsart.
    7. Wenn man sie nach essbar und giftig unterteilt, dann gilt diese Zuteilung aber nicht, also ist immer Vorsicht geboten. Jetzt könntest du noch ein paar spezielle Beispiele herausfischen. z.B. einen giftigen und einen essbaren oder irgendeinen speziellen Fund.


    >> Wichtig: Sprich nur, wenn die Kinder leise sind. Achte darauf, dass sie sich an die Gesprächsregeln halten (aussprechen lassen, nicht rausrufen bzw. aufzeigen), dann wird es sicher ein Spaß. 2.Klasse heißt, dass sie max. 20 Minuten zuhören können ohne aktiv zu sein. Wen du sie also sortieren lässt oder immer wieder etwas zum Mitmachen anbietest, dann verlängert sich die Zeit etwas, aber nicht um viel.^^


    lg steph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    lieber Steph, vielen Dank für deine Antwort und deine Tipps. Über Facebook habe ich auch einige wertvolle Tipps erhalten, deine Hinweise aus der Praxis sind aber wirklich ein Hammer.


    Heute haben mir hilfsbereite Menschen schon ganz viele Frischpilze zugetragen, so dass ich morgen auf jeden Fall die wichtigsten Pilze präsentieren kann. AUf 60 Arten komme ich schon jetzt, mit dabei sind der Grüner Knollenblätterpilz, die gängigen Speisepilze, Herbstpilze, Täublinge, usw ...


    Ich habe sogar ein Spiel mit einem Wollknäuel vorbereitet (symbolisiert das Myzelium), allerdings glaube ich, dass wir dafür nicht Zeit haben werden.


    Ich freue mich echt schon riesig, der Zeitpunkt vielfältigen Pilzwachstums könnte nicht besser sein, da es noch dazu heute geregnet hat, die Temperaturen aber trotzdem noch passen.


    Gute Nacht und liebe Grüße, Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Leute,


    nun kann ich gerne von unserem kleinen Ausflug berichten.


    Ich hab ja davor mit der Volksschullehrering geredet, und ihr gesagt, dass alle lange Hosen und zumindest Turnschuhe anhaben sollten. Mitzunehemn sind zumindest Stoffsackerln. Die Lehrerin hat dies auch zugesichert, leider wurden es dann von ihr gestellte Einkaufs-Plastik-Sackerln, die dünnen noch dazu ... Den Pilzgatsch könnt ihr euch vorstellen! ABer die Kinder haben verstanden, dass dies eben falsch war, vielleicht gab es so auch einen Lerneffekt.


    Die Kinder, 18 an der Zahl, waren von Anfang an sehr interessiert. Durch eine Bekannte, die für mich in einer halben Stunde über 30 Arten zusammengetragen hat, konnte ich mich vielen bekannten und wichtigen Großpilzen kommen (Steinpilz, Grüner Knollenblätterpilz, Parasol, Fliegenpilz, Safranschirmling, Marone, Semmelstoppelpilz, Buchenschleimrübling, Dunkelvioletter Dickfuß, Täublinge, Schopftintling, Perlpilz, Pantherpilz, Herbsttrompete, ...) und hatte einen wirklich guten Einstieg, indem einige Kinder doch Fragmente wußten oder sogar teilweise einige Arten kannten.



    Danach gin es ab in den Wald, die Lehrerin, eine wie sie sagte nicht wirkliche Pilzfreundin, hatte sogar Plastikhandschuhe für die Kinder dabei, damit wegen der möglichen Giftpilze, nichts passieren kann ...


    Im Wald war ein wenig durcheinander, aber die Kinder waren interessiert und unsere Funde wirklich toll. Nur 100 Meter reichten uns, um mindestens 30 weitere Arten zu finden. Aber bei uns spriest es auch extrem zur Zeit.


    Nach einer halben Stunde Waldaufenthalt war es dann auch schon wieder vorbei, da wir auch für den Rückweg wieder 15 Minuten brauchten.


    Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich ein weiterführendes Interesse an den Pilze geweckt haben könnte, vielleicht sogar bei der Lehrerein, die über den Artenreichtum und die Anzahl der Funde sehr erstaunt war. Auch die anderen Lehrer, die unsere "Beute" gesehen haben, zeigten sich positiv erstaunt.


    Es gab keinen Stress, die Arten die ich nicht sofort zuordnen konnte waren sicherlich kein Problem und insgesamt hat es allen Beteiligten Spaß gemacht.


    Ich hatte auch das Gefühl, dass die Lehrerinn und die Kinder dankbar waren, zumindest für die Abwechslung.


    Wie von Harry beschrieben, dass dann plötzlich alle mit einem Pilz in der Hand auf einen zugestürmt kommen und gleichzeitig eine Bestimmung haben wollen, die aber Sekunden danach schon wieder vergessen ist, stellt ein kleines Problem dar. Aber genau darin sieht man halt auch die kindliche Begeisterung.


    Vielen Dank für eure Tipps und das Daumendrücken, liebe Grüße, Jürgen

    "Sorgfältig muß man wahrnehmen, daß nicht giftige P. unter die zu genießenden kommen, indem sonst der Genuß für die Gesundheit höchst nachtheilige Folgen haben, ja selbst den Tod bringen kann.", Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 137-138

    Einmal editiert, zuletzt von juergenhold ()

  • Lieber Jürgen!


    Schön, dass ihr einen tollen Ausflug hattet und so viele Pilze entdeckt habt.
    Ich habe den Beitrag leider zu spät "entdeckt", ich hatte nämlich im Vorjahr auch eine 3. Klasse VS bei einem Pilzausflug (obwohl ich mich ja gegenüber den Postern hier im Forum nur als extremer Laie bezeichnen darf).
    War super damals, die Kinder waren auch extrem interessiert - und ich glaube, ein mehr oder weniger "kleines" Durcheinander wird's dabei immer geben.


    Wir hatten dann am nächsten Tag noch eine Fortsetzung in der Schule:
    Ich habe die Pilze noch "küchenfertig" geputzt, meine Frau ist dann damit in die Schule gefahren, die Kinder haben die Schwammerl schneiden dürfen und gemeinsam mit ihr auf einer "tragbaren" Herdplatte eine Schwammerlsoße zubereitet, die sie nachher verspeist haben.
    War (so denke ich jedenfalls) ein absolut würdiger Abschluss eines tollen Ausflugs.
    (Sogar noch heute reden ein paar Kinder davon).


    Liebe Grüße


    Roland

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