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letzter Beitrag von Habicht (†) ()

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich hab da mal eine Frage ... in Deutschland gibt es ja (gleich wie bei uns) die Rote Liste der geschützten bzw. schützenswerten Arten. Dort ist das Sammeln diverser Arten nicht nur beschränkt, sondern gänzlich verboten. Ich hab dazu schon häufiger gegoogelt, wie die Rechtslage in Österreich ist. Ich konnte nichts zu einem gänzlichen Sammelverbot bestimmter Arten finden, habe aber solche Behauptungen auch von österreichischer Seite in diversen Facebook-Pilzgruppen gelesen. Mit einem Quellennachweis belegen wollte oder konnte das dann aber keiner, da kam dann keine Antwort mehr. Mich würde das aber schon sehr interessieren, da ich mich gerne der Natur und dem Gesetz gegenüber rücksichtsvoll verhalte.


    Könnt ihr mir hier weiterhelfen? Ich weiß, dass es eine rote Liste in Österreich gibt, aber gibt es ein Verbot für bestimmte Arten? Wenn ja, wo finde ich die Arten, die man nicht sammeln darf?


    Liebe Grüße


  • Lieber Joachim!


    Danke dir für die Links. Den ersten Artikel kenne ich. Da steht drin, dass von einem generellen Sammelverbot gefährdeter Arten abzusehen ist, da ein Zusammenhang zwischen dem Sammeln und dem Rückgang des Pilzwachstums auch nach jahrelangen Studien kein Zusammenhang nachgewiesen werden konnte. Der Rückgang und die Gefährdung vieler Arten hänge vielmehr von anderen Einflüssen wie Umwelt- und Luftverschmutzung, Lebensraumeinschränkung und Zerstörung wichtiger Biotope, wenig bodenschonende Forstwirtschaft (Harvester) ab. Ich finde aber auch darin keinen Hinweis, ob es nun verboten ist, oder nicht. Den anderen Artikel muss ich mir ansehen und durchlesen. Bisher konnte ich jedenfalls für die Steiermark keine Verbote und auch keine zeitlichen Einschränkungen wie z.B. in Salzburg oder Kärnten finden. Bei uns gibt es nur die 2kg pro Person und Tag Einschränkung soweit ich weiß.


    Es geht darum, dass ich gestern einen Ästigen Stachelbart gefunden und diesen mit nach Hause genommen habe. Ich wusste, dass man ihn essen kann, kenne von einem Bekannten den Igelstachelbart, den er regelmäßig findet. Ich wusste aber nicht, wie selten der Ästige tatsächlich ist und obwohl ich ein Drittel des Fruchtkörpers zum Aussporen habe stehen lassen, werde ich in dieser besagten Facebookgruppe nun fast schon gesteinigt (hauptsächlich von Deutschen, bei denen das Sammeln dieses Pilzes ja verboten ist, aber auch von Österreichern, was für einen miesen Charakter ich nicht hätte und dass es auch bei uns in Österreich verboten sei und ich ja keine Ahnung von gar nichts hätte).


    Ich finde dieses Verhalten erschreckend, zumal ich mich immer sehr rücksichtsvoll verhalte im Wald. Ich sammle immer Mal wieder fremden Müll und bringe ihn weg (auch Zigaretten bei der ärgsten Trockenheit waren viele dabei), ich drehe umgetretene und ausgerissene Pilze mit der Hutoberseite nach oben, damit sie aussporen können, ich halte mich an die Sammelbeschränkungen und schleppe keine 20kg Schwammerl und Pilze aus dem Wald wie viele andere das tun und ich lasse immer ein paar Exemplare stehen bzw. einen Teil des Fruchtkörpers. Manchmal habe ich das Gefühl, vielen geht es nur noch darum, andere auf verbotene Handlungen hinzuweisen, sie zu ermahnen und zu belehren, den Klugscheißer raushängen zu lassen.


    Sorry, ich musste meinem Unmut jetzt echt Mal Luft machen und sehe nicht ein, was ich jetzt so Falsches getan habe.


    Liebe Grüße


  • So, ich hab jetzt alle allgemeinen und die Steiermark betreffenden Paragrafen und Rechtssprüche und dergleichen durchgelesen und bin immer noch nicht schlauer. Es steht, dass die in Anhang IV lit. b angeführten Pflanzen (von Pilzen steht da nichts) voll unter Schutz zu stellen sind (wenn ich das richtig verstanden habe). Diesen Anhang mit der Auflistung kann ich aber beim besten Willen nirgends finden. Gibt es denn niemanden aus der Steiermark, der es weiß und mich informieren kann? Sepp? Du bist da doch sicher ausreichend informiert.


    Liebe Grüße

  • Liebe Vera,


    von der Steiermärkischen Landesregierung wurde mW keine Pilzordnung erlassen, daher steht auch kein Pilz unter Schutz. Die Kärntner Verordnung ist sehr umfangreich, die kennt aber kaum wer. Andersrum, was bei uns verboten ist, darf man jenseits der Pack ;.)


    LG
    Peter

    Es reicht ein Hut aus Fomfom als Statussymbol. Wenn der Blitz einschlägt brennt nur der Kopf.


  • Liebe Vera,


    von der Steiermärkischen Landesregierung wurde mW keine Pilzordnung erlassen, daher steht auch kein Pilz unter Schutz. Die Kärntner Verordnung ist sehr umfangreich, die kennt aber kaum wer. Andersrum, was bei uns verboten ist, darf man jenseits der Pack ;.)


    LG
    Peter


    Lieber Peter!


    Danke für deine Information. Das hilft mir sehr und beruhigt mich auch. Ich mach mich ungern strafbar und halte mich wie gesagt auch an die Gewichtsbeschränkungen. Klar, ich hab auch keine Waage im Wald mit und es waren dann schonmal ein paar hundert Gramm zu viel im Körbchen, aber ich sammel eben nicht diese Massen. Hab ich auch gar nicht die Zeit dazu, da bei mir ja alles in schon im Wald nahezu küchenfertig geputzt wird.


    Liebe Grüße

  • Liebe Vera,


    was ich nicht weis, macht mich nicht heiß ...


    Wie geschrieben, die geltenden Pilzverordnungen kennt kaum jemand. Das Buch Die Pilze Österreichs Verzeichnis und Rote Liste 2016 haben gar nicht so wenige bezogen, das solltest du dir auch schnappen.


    Der Igel-Stachelpilz, Hericium erinaceus wird darin als vom Aussterben bedroht angeführt, es gibt nur drei neuere Nachweise, seit 1990. Es sind zwei verschiedene Paar Schuhe, eine (fehlende) Pilzverordnung und eine Rote Liste. Ob dein Fund tatsächlich der Igel ist spielt keine Rolle, auch die beiden anderen Arten gelten als gefährdet.


    Shitstorm auf facebook hat's gespielt? Mir ist fb zuwider, aber das ist Geschmacksache.


    In diesem Forum gibt es Hinweise und Tipps, da fliegen keine Steine, :)


    LG
    Peter


    Edit: du hast den FK mitgenommen, dem eigentlichem Pilz dadurch nicht geschadet.

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    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (†) ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Vera !


    Im Gegensatz zur deuitschen Bundesartenschutzverordnung, wonach einige Pilzarten bei unseren Nachbarn bundesweit geschützt sind, gibt es in Österreich (leider ?) noch keine bundesweit geschützten Pilze. Es gibt aber in manchen Bundesländern (z.B. Kärnten, Salzburg, Oberösterreich) zusätzlich zum bundesweit gültigen Forstgesetz bundesländerspezifische Pilzschutzverordnungen. Je nach Bundesland bzw. dessen Verordnung sind unterschiedliche Pilzarten entweder ganzjährig oder über einen bestimmten Zeitraum des Jahres geschützt. Welche Pilzarten vom ganzjährigen oder teilweisen Schutz betroffen sind, muss man sich in der jeweiligen Verordnung im Detail ansehen.


    In der Steiermark steht noch keine Pilzart unter Schutz, hier dürfen also grundsätzlich noch alle Arten gesammelt werden.


    LG Sepp

    Eine Verzehrsfreigabe gibt es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort.

  • 'n Abend,


    in der heutigen 'Krone' ist eine Beilage enthalten, die 'Berg Krone'. Darin kommt ein Kärntner Pilz-Guru, der Pilzprofi Edmund Wallisch (54) auf zwei Seiten 'Köstliches aus unseren Wäldern' zu Wort. Stelle ich auszugsweise ein,


    'Schon als 14-jähriger hat er für die Mitglieder des Naturwissenschaftlichen Vereins Kärnten die Sporen der Pilze mit dem Mikroskop bestimmt' .....


    'Eierschwammerln & Co interessieren Edi deshalb nicht, "in der Spitzengastronomie ist als erstes die Trüffel gefragt, gefolgt von der Morchel, Toten- oder Herbsttrompete. Danach kommen die Steinpilze, Schlauchpilze, Bovisten, Leistlinge, Lamellenpilze, Milchlinge und Ritterlinge".


    'Von Kärntens Pilzverordnung hält Edi gar nichts: "Tonnen von Schwammerln verrotten im Wald und wir kaufen in den Supermärkten Pilze aus Serbien, Litauen, Estland, Bulgarien oder Weißrussland - und niemand weiß, wo und wie diese gewachsen sind. Es wäre unmöglich, alle Waldfrüchte zu ernten, den der Fruchtkörper, das Myzel bleibt im Boden zurück. Wenn mann die Pilze und Schwämme erhalten will, dann sollte man nicht das Sammeln verbieten, sondern den Lebensraum schützen, denn ein Harvester zerstört mehr als alle italienischen Pilzsammler zusammen".


    Den letzten Satz habe ich rot markiert, was meint ihr dazu? Und, kennt wer von euch den Edi?


    In Kärnten haben wir zu gewissen Jahreszeiten mehr Pilzexperten als Schwammalan, :P


    LG
    Peter

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  • Hallo ihr Lieben!


    Ich hab da mal eine Frage ... in Deutschland gibt es ja (gleich wie bei uns) die Rote Liste der geschützten bzw. schützenswerten Arten. Dort ist das Sammeln diverser Arten nicht nur beschränkt, sondern gänzlich verboten.


    Liebe Grüße


    Hallo Vera,


    die überschätzt den Amtsschimmel in der BRD. Ja, es gibt:


    (1) eine "Rote Listen" für die BRD und für jedes eigene Bundesland. Doch die sind reine Makulatur, da die jeder Pilzsammler ohne Ahndung ignorieren darf.


    (2) eine "Bundesartenschutzverordnung", die ziemlich willkürlich fast ohne Korrelation zu den Roten Listen das Sammeln von Pilzarten einschränkt oder das Sammeln verbietet.


    - Ich greife einmal in meinen Fundus und zeige den Foliensatz einer Diskussionsrunde, die ich als Moderator (nur das Thema ansprechend) geleitet habe. Im Abschluss an die Diskussion habe ich m. Meinung zu dem jeweiligen Thema vorgestellt.


    Artenschutz.pdf


    - Noch etwas zur Bundesartenschutzverordnung:


    (1) Es gibt zwischenzeitlich eine neuere Ausgabe, die praktisch nur unbedeutende Änderungen aufweist.


    (2) Bei Arten mit beschränkter Entnahme ist die Menge nicht definiert. Allgemein nimmt man 1,0 - 1,5 kg je Person/Tag an.


    (3) Ich bin mir sicher, dass kein Mykologe (sondern evtl. ein Naturschützer, der von Pilzen keine Ahnung hat) bei der Auswahl der Arten mitgewirkt hat. Entsprechend kopfschüttelnd wurde die Verordnung von Pilzfachleuten in der Pilzliteratur bewertet.


    Grüße Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()


  • Hallo alle zusammen!


    Danke euch für eure zahlreichen Beiträge. Ich bin wieder um einiges schlauer ... aber auch ratloser darüber, ob die Sammelbeschränkungen oder das gänzliche Verbot tatsächlich Sinn machen. Mein persönliches Problem ist, dass es mich ärgert, dass hier wieder einmal der Pilz- und Naturschutz auf dem Rücken der kleinen Bürger ausgetragen wird, aber das haben wir den großen Lobbyisten zu verdanken. Der Einsatz von Harvestern ist nach wie vor erlaubt und betrachtet man z.B. große Waldflächen bei uns in Hohentauern, dann wird einem leider ganz anders. Alle paar Meter ist da der Harvester den Wald rauf und runter gefahren, hat alles umgegraben und vernichtet, was im Boden noch hätte wachsen können. Wird wohl Jahre dauern, bis sich hier das Pilzmyzel so weit erholt hat. Selbst 1.000 Schwammerlsucher am Tag hätten hier nicht so einen Schaden anrichten können. Noch schlimmer ist, die ganzen Äste, Rinde etc. bleibt alles liegen, das räumt keiner mehr auf, ist ja auch nicht gewinnbringend, dem Waldeigentümer oder wem auch immer daher egal, den Käfer freut's. Da wär mir der normale kleine Traktor (wie früher) lieber. Der verdichtet den Waldboden zwar auch, aber das ist kein Vergleich zu diesen riesigen Waldmaschinen. Wie seht ihr das?


    Auch der Fall in Deutschland mit dem Braunkohleabbau beschäftigt derzeit ja vor allem die deutschen Medien. Hier sind Wald- und Naturschutz plötzlich egal. So lange es Profit bringt und ganz viel Geld in die eh schon dicken Geldbörserln der Politiker spielt, ist jedes Mittel recht. Ähnlich beim Plastikmüll. Die Verantwortung wird dem Konsumenten umgebunden, der ja teilweise aber kaum noch die Wahl hat. Die Hersteller und die Verpackungsindustrie werden nicht in die Verantwortung genommen. Woran das wohl liegt?


    Insgesamt lasse ich in der Regel seltene Arten auch stehen, gestern z.B. durften vier Weinrote Purpur-Röhrlinge im Wald stehen bleiben (vielleicht hab ich nachher noch Zeit für einen Beitrag dazu). Der Ästige Stachelbart wurde von mir nun verspeist, da er ja eh schon zu Hause war und ich lasse ihn definitiv das nächste Mal im Wald. Vor allem aufgrund seiner Seltenheit aber auch, weil mir seine Konsistenz nicht zusagt. Geschmacklich war er ok, aber mehr auch nicht.


    Bei uns hier gibt es ja so viel zu finden, da kann ich auch gut und gerne auf die paar Arten verzichten, nur wie hier schon einige schreiben .... viele wissen gar nicht (und können auch gar nicht alles wissen), was sie da gefunden haben bzw. wie selten so mancher Fund sein mag. Die Art erkennen ist das eine, alles darüber zu wissen das andere.


    Liebe Grüße

  • Liebe Vera,



    Zitat


    Alle paar Meter ist da der Harvester den Wald rauf und runter gefahren, hat alles umgegraben und vernichtet, was im Boden noch hätte wachsen können. Wird wohl Jahre dauern, bis sich hier das Pilzmyzel so weit erholt hat. Selbst 1.000 Schwammerlsucher am Tag hätten hier nicht so einen Schaden anrichten können. Wie seht ihr das?



    da lass' dir ich mir keinen langen Bart wachsen ;.) Die Beeinträchtigung der Umwelt können wir auf unsere Fahnen heften, welcome to the Anthropozän.


    Welche Pilze in welchen Mengen zu welcher Jahreszeit mitgenommen werden dürfen, das ist perfektes Beamtenfutter. Vorher haben sich Arbeitskreise gebildet, aus 'Experten', die haben vorgegeben was geht und was nicht. Den guten Willen kaufe ich beiden Gruppen ab, gefährdete Arten haben sie nicht schützen können.


    Wir Pilzler ernten 'Äpfel', die 'Bäume' sägen wir nicht um ...



    Zitat

    , nur wie hier schon einige schreiben .... viele wissen gar nicht (und können auch gar nicht alles wissen), was sie da gefunden haben bzw. wie selten so mancher Fund sein mag. Die Art erkennen ist das eine, alles darüber zu wissen das andere.



    Nenn' mir einen Mykologen, der alle drauf hat :P



    LG
    Peter

    Es reicht ein Hut aus Fomfom als Statussymbol. Wenn der Blitz einschlägt brennt nur der Kopf.

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