Heute war ein netter Bereicht in unserer Lokalzeitung, Kleine Zeitung vom 7.8.2014
ZitatAlles anzeigenHelmling, Glöckling, Steckerlpilz
Wie der steirische Mykologe Harald Kahr einen Waldspaziergang zu einem Ausflug ins Märchenreich der Pilze verwandelt.
NORBERT SWOBODA
Ungeahnte Einblicke in die Welt der Pilze: Das ist es, was ein Spaziergang mit dem Pilzexperten Harald Kahr bietet. Keinesfalls ist es ein schlichtes „Schwammerlsuchen“, was den Mykologen regelmäßig in den Wald treibt. Nur wenige Meter entfernt von der Straße, am Westhang des Buchberges bei Graz, taucht Kahr in das Halbdunkel seines Zauberwaldes, wie er ihn nennt, ein. Mehrmals noch wird er sich gegen die Raffgier mancher Schwammerlsucher wenden, die „nur Steinpilze und Eierschwammerln kennen“. Kahr scheint richtig froh zu sein, dass er an diesem Augusttag in diesem Wald gar keine Steinpilze und Eierschwammerln entdeckt.
Sein Zauberwald ist ein Mischwald, denn dort finden sich die meisten Pilzsorten: „90 Prozent der Pflanzen sind auf Pilze angewiesen. Denken Sie an Orchideenarten, wo man die Pilzkultur dazukaufen muss“, erläutert er.
Die kleinen Hascherln
Wo der Laie nur Laub sieht, entdeckt der Experte ständig neue Pilzgeheimnisse der Natur: „Schauen Sie, der Fichtennadel-Schwindling, die kleinen Hascherln kommen jetzt hervor“, zeigt er auf unscheinbare Formen. Mit Kahr in diesem Wäldchen mit mäßigen Unterholz langsam zu schlendern und den wundervollen Namen zu lauschen, hat etwas Märchenhaftes. Da zeigt Kahr auf den Ockerbraunen Trichterling, freut sich über den Pfeffer-Milchling, sieht von Weitem schon mehrere Arten von Täublingen (es gibt 180 davon). Hier wieder steht ein Helmling, dort ein Glöckling, wie einen alten Bekannten begrüßt er den Reizker und die Schmetterlingstramete. Mit dem Messer untersucht er den Rötenden Wulstling.
Kahr kam eher zufällig zum Thema Pilze. Der gebürtige Grazer absolvierte während der Ausbildung zum Lebensmittelkontrolleur einen Kurs über Pilze. Im Marktamt in Graz, wo er von 1964 bis 2000 beschäftigt war, galt er bald als Pilzexperte. Vor 30 Jahren begann er dann mit der Kartografierung des Pilzbestandes in der Steiermark und aktualisiert diese bis heute mit Kollegen im Universalmuseum Joanneum.
Unter den Hunderten Pilzsorten sind ihm jene am liebsten, die sich direkt an Bäume und abgestorbene Äste heften. „Ich bin verliebt in die Steckerlpilze“, sagt er einmal ganz ungewohnt emotional. Denn es geht ihm um Aufklärung und um Schutz für die Pilze – auch dafür erhielt er den „Umwelt-Oswald-Preis“. „Ich will den Menschen zeigen, wie faszinierend dieses Wesen Pilz eigentlich ist.“
Auch ein Video gibt es dazu:
http://mmtvideo.kleinezeitung.…/140801_Pilzwanderung.mp4
Liebe Grüße, Jürgen