Hallo, Besucher der Thread wurde 36271 aufgerufen und enthält 28 Antworten

letzter Beitrag von Annam ()

Not mit Frühlingspilzen

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    heute konnte ich überrachend etwas früher von der Arbeit flüchten. Die Notausrüstung war gleich gefunden. Eine Stofftüte fand ich im Schreibtisch, Turnschuhe waren im Kofferraum, jedoch sonst nichts, weder Messer noch Fotoausrüstung.
    Als ab in den Wienerwald und in der Nähe von Sittendorf, Seehöhe ca. 450m, auf gut Glück rein in den Wald.
    Hier konnte ich verschiedene Pilze finden und nahm zwecks Bestimmung einige Exemplare mit. Und nun kommt die Not ins Spiel. Als klassicher Speisepilzsammler (Eierschwammerl, Steinpilze, Teublinge, Paralole, Krause Glucke) habe ich in den Vorjahren meine ersten Kontrollgänge erst Mitte/Ende Juni gemacht, und das in einen völlig anderen Waldgebgiet; d.H. habe wenig Ahnung von den heute gesehenen Pilzen.



    Nun zu den Funden:


    A) Maipilz / Calocybe Gambosa (Selbstbestimmung, Korrekturen ausdrücklich erwünscht)

    Maßangaben für das größere Exemplar:
    Höhe 12 cm, Hutdurchmesser 11 cm.
    Hut: Farbe beige, beibe/braun, dickfleischig, Huthaut nicht abziehbar, glatt
    Fleischfarbe: weis, keine Verfärbung bei Anschnitt, ältere Verletzungen färben braun.
    Stiel: unten bauchig, nach oben verjüngt Farbe wie Hut, Dm. oben ca. 2 cm, greift sich fest an.
    Lamellen: Farbe sandbeige, schmal, gerade angewachsen, gedrängt stehend und untermischt
    Geruch: angenhem pilzig, kann aber keine besondere Note feststellen, auch nicht mehlig wie in meinem Pilzbuch beschrieben. Auch die Gattin hat geschnüffelt und die hat eine recht gute Nase.
    Fundort: 1 Gruppe in einer Wiese, ca. 5m vom Waldrand entfert (Laubbäume); 1 Gruppe in eher dichten Buchen Jungwald


    B) Ähnlich, aber doch ein anderer

    Höhe 10 cm, Hutdurchmesser 7 cm.
    Hut: Farbe orange/braun, Huthaut gut abziehbar, glatt
    Fleischfarbe: weis, keine Verfärbung bei Anschnitt
    Stiel: Dm. ca. 1 cm, greift sich fest an.
    Lamellen: Farbe weis, schmal, frei, gedrängt stehend
    Geruch: angenhem pilzig, kann aber keine besondere Note feststellen.
    Fundort: Buchen Altbestand


    C) Champignon-Egerling, aber welcher?

    Höhe 14 cm, Hutdurchmesser 9 cm.
    Hut: Farbe (schmutzig) braun, Huthaut abziehbar, glatt, radial rissig.
    Fleischfarbe: weis, keine Verfärbung bei Anschnitt
    Stiel: Dm. ca. 1,5 cm, bräunlich, Basis keulig.
    Lamellen: frei, rosa bis braun/schwarz
    Geruch: angenhem pilzig, sicher keine Anisnote.
    Fundort: recht unaugeräumter Jungwald, sehr dicht, einiges an Totholz, vorwiegend Fichten; standen direkt unter einer ungefallenen, bereits kaputten Jungfichte


    D) Die Kinder: vermutlich noch zu jung für eine Bestimmung.
    Standort in einer Wiese mit sehr kargen Grasbewuchs, sonnig und trocken, sicher 10m vom Waldrand entfernt.

    Diese kleine runde Kugel (vermutlich ein Bovist) hatte einen sehr angenehmen Geruch, Dm.war ca. 2,5 cm, Oberfläche glatt und trocken.
    Der Lamellenpilz hatte eine Höhe und Breite von ca. 4,5 cm. Geruch war pilzig, jedoch nur sehr schwach.


    Bitte um eure Hifle bei der Erweiterung meines Wissens betreffend Frühlingspilzen.


    Grüße
    Josef

  • Hallo Josef,


    ich kann mich hier nur über a. und d. auslassen. A. solltest Du trotz deiner Geruchsangabe richtig bestimmt haben und d. könnte ein sehr junger, früher Grauer Wulstling (Amanite excelsa) sein. Beim letzten stört mich auch deine Geruchsangabe, pilzig ist nämlich keine. Der erinnert mich immer ein wenig an einen Kartoffelkeller oder rohe Rüben.


    VG Willihund

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Josef,


    schöne und, wie ich meine, detailreiche Beschreibungen und Bilder, Danke.


    A) Könntest du richtig liegen.


    B) ?


    C) Der Fundort stört mich, ansonsten sehe ich einen Wiesenchampignon (Agaricus campestris)? Schau mal unter http://www.pilzbestimmer.de/Ba…aceae/Agaricus/index.html (3 Seiten!)


    D) ? Warum und wie kommt willihund da auf Grauer Wulstling? Da ist doch die Kappe dunkel und die Flocken heller - hier ist es umgekehrt. Mit Lamellen aber sicherlich kein Bovist ...


    Liebe Grüße, Jürgen

    "Sorgfältig muß man wahrnehmen, daß nicht giftige P. unter die zu genießenden kommen, indem sonst der Genuß für die Gesundheit höchst nachtheilige Folgen haben, ja selbst den Tod bringen kann.", Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 137-138

    Einmal editiert, zuletzt von juergenhold ()

  • Hallo Jürgen,


    das ist m.E. ein nicht rötender Knollenblätterpilz mit geriefter Manschette. Kennst Du noch andere mit diesen Merkmalen?


    VG Willihund

  • Hallo Dieter, Jürgen und Willihund,


    danke für eure Antworten.


    zu A: nehme ich gerne in meine Fundliste 2013 auf!


    zu B:
    Dieter, kann mich mit deinem Vorschlag Familie Russula gut anfreunden. Habe im Vorjahr im selben Waldgebiet meine ersten Frauenteublinge gefunden und auch verspeist. Aber es war nicht so früh, ca. Mitte Juni.
    Habe mir nochmals die Lamellen angeschaut. Diese sind recht elastisch, brechen erst bei stärkeren Druck. Geschmaksprobe: Mild!:top:
    Danke für den Link.


    zu C:
    Jürgen, danke für den Link. Muß mich aber erst reinarbeiten.


    zu D:
    Auf dem ersten Bild waren zwei unterschiedliche Pilze abgebildet. Vom rechten Exemplar nun ein Querschnittbild:


    Den gestern durchgeschnittenen und sofort fotografierten Blätterpilz habe ich heute nochmals abgebildet:

    Es zeigt sich nun Farbe.


    Beste Grüsse
    Josef

  • Hallo Josef,


    das Bräunen der Schnittstelle beim Blätterpilz bestärkt mich bei meiner Meinung dass es sich hier um den Grauen Wulstling (Amanita excelsa) handelt. Bei solch jungen Fruchtkörpern ist eine Bestimmung meist sehr schwer.


    Beim Bovist, den ich auf deinem ersten Bild gar nicht wahrgenommen hatte:@, könnte es sich um einen Eier-Bovist (Bovista nigrescens) handeln. Das ist aber reine Spekulation.


    Hallo Dieter,


    zu b: mit einem Täubling kann ich mich anhand seines Aussehens nicht anfreunden habe aber auch keinen Vorschlag zu bieten:huh:.


    VG Willihund

  • Hallo Zusammen !
    wie Jörg schon schrieb bestehen noch Restzweifel auch bezgl. der Gattung bei Pilz b : sicherlich bedarf es hier noch weiterer Angaben wie z. B. der von Dieter bei Gattung Russula spec. vorhandenen Brüchigkeit des Stiels .
    ich schmeisse mal ,natürlich nur spekulativ einen Vertreter der Gattung Melanoleuca in den Ring und hoffe auf weitere Angaben von Josef ...
    Gruß Angaben

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzberater vor Ort , Bestimmungsvorschläge meinerseits sind keine Essensfreigaben

  • Hallo alle Zusammen,


    anbei Foto vom gebrochenen Stiel. Mußte mit Blitz fotografieren, konnte also nicht sehr knapp rangehen.

    Aber die Bruchstelle sollte trotzdem zu beurteilen sein.
    Habe noch zwei Kappen zum Aussporren aufgelegt (auf weißen und schwarzen Papier), aber noch nichts zu erkennen.


    Grüsse
    Josef

  • Hallo Harry,



    das ist definitiv kein Russula ( Täubling )


    - Richtig:
    ---> Denn das ist,wie man m.E. leicht nachvollziehen kann, der faserig splitternde Stiel vom "Egerling, Agaricus spec." (Pilz C.)


    Übrigens würde ich (a) den "Wiesen-Egerling" (Agaricus campestris)ausschließen und (b) einen der gilbenden z.B. "Agaricus sylvicola" (dünnfleischiger Anis-Egerling) vermuten.


    Begründung:


    (1) "A. campestris" gehört
    (a) in die Sektion "Rubescentes" und "rötet",


    (b) findet man übrigens nicht in dem angegebenen Habitat (recht unaugeräumter Jungwald, sehr dicht, einiges an Totholz, vorwiegend Fichten)


    (2) Der fehlende "Anis"-Geruch, der verm. ein "Marzipan/Bittermandel"-Geruch ist, stört mich nicht, da der Fruchtkörper rel. trocken ist (beachte Trocken-Risse am Hutrand) und vor der Geruchsprobe vermutlich nicht geärgert wurde.


    Josef:


    - Für dich habe ich einen Tipp: Zuerst Hut mit Speichel anfeuchten, dann die angefeuchte Stelle ärgern (eindrücken/drüberreiben) und danach erst riechen !!!
    ---> Du wirst staunen, wie dein Fund dann duftet :idea:


    Grüße
    Gerd



    PS.:


    - Pilz B ist m.E. recht eindeutig eine "Russula spec." (Täubling)
    ---> Bei der Artbestimmung halte ich mich zurück.



    - Pilz D ist zweifelsfrei eine "Amanita spec." (Wulstling) mit "Ring", rübenförmig verdickter Stielbasis mit gürtelartigen Velumresten, Velumresten auf dem Hut.
    .
    ---> Mir (obwohl Amanita-Fan) ist der Fruchtkörper allerdings noch zu jung, um nach diesen Bildern einen Kandidaten in den Ring zu schicken.

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()

  • Hallo Zusammen !
    jetzt muss Josef mal was aufklären ... zu welchem Pilz gehört der durchgebrochene Stiel ? zu Pilz b oder zu Pilz c ?
    Gruß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzberater vor Ort , Bestimmungsvorschläge meinerseits sind keine Essensfreigaben

  • Servus Josef,
    es ist einfacher und übersichtlicher für jede Anfrage (zu bestimmende Pilzart) ein eigenes Thema auf zu machen. Gerade in meiner ersten Zeit in Foren wollte ich nicht soviel Platz einnehmen und habe - wie du auch - mehrere Pilzearten vorgestellt; das hat letztendlich nicht nur die anderen sondern auch mich verwirrt.


    Antonius behüte dich, Pepperl über 50, aber auch alle anderen Schwammerlfreunde.
    Gruß, Dieter

  • Hallo zusammen,


    Pilz b ist keineswegs eine Russula. Man beachte bitte das faserige Stielfleisch, das man im Schnitt in der Stieltrama gut erkennen kann. Für mich ist das Calocybe gambosa var. flavida bzw.var. lutea. Diese Maischönköpfe mit den mehr oder weniger gelben Hutfarben sind nicht so häufig wie die Typusart. Ich hatte diese var. schon selbst in Händen und bin mir eigentlich recht sicher das wir die hier sehen.


    Gruß
    Harry

  • Hallo zusammen,


    bei Pilz C kann ich auf zwei Fotos eine rötlichen Hauch erkennen, was gegen den Grauen Wulstling und für den Perlpilz sprechen würde. Bei diesem ganz jungen Fruchtkörper ist das aber eher nur eine Vermutung meinerseits. Man bedenke aber dass graue Wulstlinge nie auch nur einen Hauch von rot, rosa, etc. zeigen.


    Aber wie Gerd schon bemerkte ist der Fruchtköper viel zu jung um eine belastbare Aussage treffen zu können.


    Gruß
    Harry

  • Hallo alle Zusammen,


    zuerst möchte ich mich für die späte Reaktion entschuldigen. War wegen einer Familienfeier in der Steiermark und bin und bin gerade erst nach Hause gekommen.


    Der durchbrochene Stiel sollte zu Pilz B gehören; solle mir hier eine Verwechslung passiert sein wäre das natürlich äußerst peinlich!
    Habe morgen einen freien Tag, fahre nochmals ins Fundgebiet und versuchen einen weiteren davon zu finden.


    Für eure Bemühungen und die guten Ratschläge herzlichen Dank. Kann jeden davon gut gebrauchen.


    Beste Grüße
    Josef

  • Hallo Harry,


    also ich sehe da keine Rötung sondern eine Bräunung und das macht Amanita excelsa schon gern einmal. Solche Zwerge peer Bild sicher zu idendifizieren ist aber kaum möglich.


    VG Willihund

  • Hallo Willihund,


    du hast natürlich Recht, das Baby wird letztendlch kaum sicher zu bestimmen sein. Dennoch zeigt sich auf meinem Bildschirm bei letzten Bild ein deutlicher Rot bzw. Rosaton am oberen Bildrand. Brauntöne sehen für mich anders aus.


    Gruß
    Harry

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und genieße unser Forum werbefrei!