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letzter Beitrag von Boletarier ()

Anischampignon (Agaricus arvensis)

    • Offizieller Beitrag

    Der heutige Tag brachte den Fund 3er alter Anis - Champignons, einer davon war schon umgeschtoßen, alle komplett wurmig. Die Fundstelle war in der Nähe eines Reitstalles, da kommt mir der Eintrag auf WIKIPEDIA

    Zitat

    ... er wächst auf Wiesen oder Viehweiden, ...


    in den Sinn.
    Ich hab sie zum Aussporen mit nach Hause genommen ...
    Trotzdem die Bilder im Anhang.


    Den genauen Unterschied zum Wiesen - Champignon (Agaricus campestris) kann ich jetzt so auf die schnelle aber nicht sagen, braucht man da das Mikrokop und die Sporen?



    Liebe Grüße, Jürgen

    "Sorgfältig muß man wahrnehmen, daß nicht giftige P. unter die zu genießenden kommen, indem sonst der Genuß für die Gesundheit höchst nachtheilige Folgen haben, ja selbst den Tod bringen kann.", Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 137-138

    Einmal editiert, zuletzt von juergenhold ()

    • Offizieller Beitrag

    Einen Unterschied, einen im Fall des Falles erchreckenden, habe ich im Netz gefunden ...


    Zitat

    Von den Pilzen wird überwiegend Cäsium aufgenommen, Ruthenium-103 dagegen nicht. Die saprophytischen Pilze wiesen unterschiedlich hohe Werte auf, der Wiesenchampignon war kaum
    belastet, der Anischampignon dagegen sehr.


    aus http://www.landesmuseum.at/pdf…atVerSt_117_0007-0025.pdf

  • Ich habe letztes Jahr oft Champignons gefunden darunter auch den giftigen Karbolegerling. Der Geruch ist für mich das wichtigste Unterscheidungsmerkmal. Anisegerlinge riechen wie der Name schon sagt sehr angenehm süßlich. Mich erinnert der Geruch schon eher an Bittermandeln als an Anis, aber da sind Geruchsempfindungen unterschiedlich. Der Wiesenchampignon kommt angenehm aber eher "pilzig" rüber, während der Karbolegerling unangenehm riecht. Tintig und im älteren Zustand fast scharf brennend. Abgesehen davon kann man natürlich die Gelbfärbung der Stielbasis verwenden, wobei ich feststellen musste, dass bei trockenen Exemplaren nur eine sehr schwache Veränderung festgestellt werden kann

  • Hallo Jürgen,



    Der heutige Tag brachte den Fund 3er alter Anis - Champignons, ...


    Den genauen Unterschied zum Wiesen - Champignon (Agaricus campestris) kann ich jetzt so auf die schnelle aber nicht sagen, braucht man da das Mikrokop und die Sporen?


    - Frage: Hat der von dir bestimmte Fund auch einen "wissenschaftlichen Namen???"
    ---> Denn, angeblich nach "Anis" riechende "Champignons" gibt eine einige, die allerdings meist ganz eindeutig nach "Marzipan" (Bittermandeln) riechen.


    Nachtrag:
    - Sorry, sehe gerade, dass du deinen Fund als "Agaricus arvensis" bestimmt hast.
    ---> Diese Art sollte einen +-kräftigen/doppelten, unterseits meist "sternförmigen" Ring haben, den ich bei dir nicht erkennen kann.


    - Und deshalb unterstütze ich deinen Zweifel, dass es sich evtl. um einen "Wiesen-Egerling" (Agaricus campestris) handelt.


    ---> Auf die Schnelle kann ich folgendes feststellen:


    (1) Die nach "Anis oder Marzipan" riechenden Champignon-Arten "gilben", wenn man sie ärgert und werden in der Sektion "Flavescentes" gelistet.
    ---> Aber Vorsicht: Die insbesondere in der Stielbasis gilbenden "Karbolchampignons" (auch da gibt es mehrere Arten) gehören nicht zu den "Flavescentes"


    (2) Der "Wiesen-Champignon" rötet schwach und wird deshalb der Sektion "Rubescentes" zugeordnet.
    ---> Aber, nichts ist vollkommen: Auch bei "Wiesen-Champignons" habe ich gelegentlich ein deutliches Gilben in der Stielbasis festgestellt.
    ---


    - Und ich lehne mich noch etwas aus dem Fenster und würde bei deinem vorgestellen Fund einen "Wiesenchampignon" keineswegs ausschließen.


    Grüße
    Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()

  • Hallo Jürgen,



    Mit diesem Link (stammt aus 1987, ein Jahr nach Tschernobyl) habe ich einige grundsätzliches Probleme:


    (1) Warum wird da +-nur Cs137 erwähnt.
    ---> Fakt ist, dass bei diesem GAU neben Cs137 (Halbwertszeit = 30,2Jahre) auch Cs134 (Halbwertszeit = 2,1Jahre) im Verhältnis 2,2/1,0 produziert wurde.


    (2) Und wenn ich das so nebenbei (an einer Stelle erwähnt) im Text angegebene Verhältnis (erheblich größer als 2,2) bewerte, muss ich feststellen, dass in dem Sammelgebiet wohl noch deutliche Belastungen der 1964 eingestellten "oberirdischen Atomwaffeltests" vorliegen.
    ---> Wundert mich nicht, da die Hauptaktivität im Wald nach mir bekannten Simulationen auch die nächsten ca. 50 Jahre kaum in tiefere Bodenschichten abtriften werden.


    Grüße
    Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    • Offizieller Beitrag

    Gestern war ich bei unserem "Generationenpark", einem Platz für Jung und Alt, der jedes Jahr brav mit Rindenmulch versehen wird. (Morcheln haben sich dort nicht blicken lassen ...)
    Dafür entdeckte ich 4 verschiedene Pilzarten, darunter auch einen von mir mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit richtig eingeschätzten Anischampignon. Der Geruch und das Aussehen lassen mich eben zu diesem Schluss kommen, seht selbst.



    Gleich daneben wuchs ein ganz anderer Pilz, zuerst dachte ich, ist halt ein älteres Exemplar, dazu aber ein eigener Thread ...
    Liebe Grüße, Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    sorry, so langsam weiß ich nicht mehr, was du als "Champignon" (Agaricus spp.) bzw. "Träuschling" (Strophria spp.) bestimmt hast.


    - Ich versuche es deshalb mit einer Gegenüberstellung zweier deiner Funde und werde dann auf einige m.E. wichtige Bestimmungsmerkmale hinweisen, die in jedem mir bekannten Bestimmungsschlüssel (nicht notwendigerweise genau in dieser Reihenfolge) abgefragt werden.
    - Und ich möchte auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass eine sinnvolle und belastbare Pilzbestimmung immer "TopDown" (über höhere Ordnungseinheiten bis hinunter auf Gattungsebene abläuft.
    ---> In deinem Fall (beide Funde sind "in Hut, Lamellen und +-zentralen Stiel" gegliedert, kein Merkmal deutet auf die Ordnung "Russulales" ---> "Milchlinge, Täublinge" oder auf einen Lamellen ausbildenden an Holz wachsenden "Nichtblätterpilz" hin ) kann gleich bei den (Agaricales s.str. = Blätter-Lamellenpilze) einsteigen.



    Ein paar der Merkmale, die man in jedem mir bekannten Bestimmungsschlüssel bei Agaricales (Blätter-/Lamellenpilze) bewerten muss, sind:
    (1) Sporenpulverfarbe, (2) Lamellenansatz, (3) "Velum partiale" (Stielring) oder "Stielschleier", (4) "Velum universale" (Volva an Stielbasis und Hüllreste auf dem Hut), (5) Standortansprüche/Substrat.


    - Und genau diese und nur diese Merkmale werde ich jetzt für beide Gattungen gegenüberstellen und zeigen, warum man m.E. beide Gattungen bereits anhand einer Untermenge der genannten Merkmale eindeutig unterscheiden kann:


    (1) Sporenpulverfarbe
    - Kann man bei den Abbildungen anhand der Lamellenfarbe abschätzen. Bei der von mir gezeigten Farben handelt es sich um noch nicht vollständig ausgereifte Fruchtkörper. Das Endstadium entspricht in etwa den dunkelsten Stellen in den Lamellen.
    ---> Die gezeigte Zuordnung ist m.E. eindeutig und nicht vertauschbar.


    (2) Lamellenansatz
    - Auch hier ist die Zuordnung ("Agaricus" ---> völlig freie Lamellen; bei "Stropharia" ---> nicht frei) eindeutig und nicht vertauschbar.


    (3) Velum partiale
    - Ring/Ringreste am Stiel oder wenigstens Fetzen am Hutrand haben beide Gattungen
    ---> Für mich kein so konstantes/sicheres Merkmal, da der Ring (hier insbesondere bei "Stropharia) im Alter vergänglich sein kann und die Reste von einem Anfänger nur noch schwer zu erkennen sind.


    (4) "Velum universale"
    - Fehlt, wie man sehen kann, bei beiden Gattungen.


    (5) Standort
    - Passen, soweit ich das beurteilen kann. Bei einem Vertauschen hätte ich mit "Agaricus" auf Mulch allerdings ein Problem.
    ------------


    Nachtrag:
    - Ach ja, bevor ich es vergesse:
    ---> Diese kräftigen Mycelstränge an der Stielbasis von "Stropharia spp." würden mich bei "Agaricus spp." schon arg überraschen


    Grüße
    Gerd

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    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()

  • Hallo,


    und da hast Du wieder Stropharia rugosoannulata gefunden. Solch helle Formen kommen auch bei mir vor.


    Viele Grüsse.

    • Offizieller Beitrag

    Wirklich, unglaublich, was man hier alles lernt, auch wenn es an meinem Menschenverstand zweifeln lässt und ich immer mehr die Fülle dieses Themengebietes erahnen kann.
    Vielen Dank für deine ausführlichen Beiträge Gerd, ich bin begeistert von deinem Wissen.
    Liebe Grüße, Jürgen

    "Sorgfältig muß man wahrnehmen, daß nicht giftige P. unter die zu genießenden kommen, indem sonst der Genuß für die Gesundheit höchst nachtheilige Folgen haben, ja selbst den Tod bringen kann.", Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 137-138

  • Hallo Jürgen,



    Vielen Dank für deine ausführlichen Beiträge Gerd, ...


    - Ok, dann bleibt mir nur noch eine abschließende Beurteilung der in dieser Beitragsserie gezeigten Funde übrig:


    ---> Alles, was du auf Rindenmulch wachsend gezeigt hast, betrachte ich als "Riesenträuschling" (Stropharia rugosoannulatum), der wie von Willihund bereits erwähnt ein breites Spektrum an Hutfarben haben kann.


    - Als "Champignon = Egerling" (Agaricus spp.) kann ich nur die im ersten Beitrag nicht auf Rindenmulch wachsenden Funde ansehen. Allerdings würde ich fast darauf wetten, dass dies "Wiesenchampignon" (Agaricus campester) und keineswegs "irgendeine der nach Anis/Marzipan/Bittermandel" riechende, gilbende Art ist.


    Grüße
    Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()

  • Habe ich ebenso bestimmt^^. Ich habe auch Exemplare gefunden, die einen größeren Hutdurchmesser hatten als so mancher Parasol... Sehr aromatisch im Geschmack, mitunter das Beste was ich im vergangenen Jahr gegessen habe.

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