Ich hab das dem heutigen Interview aus der "Kleinen Zeitung" entnommen und war doch sehr erstaunt. Kärntner halt ...
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Für Sie ist das Erzählen dagegen lebenswichtig geblieben?
HANDKE: Nach sechs, sieben Monaten denke ich mir immer, jetzt habe ich genug vom Pilzesuchen, Kinogehen und Baumstutzen. Jetzt muss etwas geschehen, ich muss mich wieder aufs Spiel setzen. Das können auch kleine Sachen sein, wie jetzt der „Versuch über den Stillen Ort“. Für mich ist es das Schönste, etwas Stilles zu schreiben, von dem noch nie jemand gedacht hat, es ist der Literatur wert. Was kann der Abort sein als Ort, wo man Kraft findet? Vielleicht mehr als eine Kirche.
Gibt es noch einen Versuch?
HANDKE: Einen noch. Über den Pilznarren.
Über Sie also.
HANDKE: Beim Pilznarren ist es so, dass er die Gesellschaft verliert. Die Pilze ersetzen ihm jeden König. Das Schöne daran ist, dass das ein Wahn ist, der gar nicht so schlecht ist, immer im Gleichgewicht zwischen Abenteuer und Irrsinn, aber besser als Kokain.
Oder Maschinengewehre. HANDKE: Pilz und Maschinengewehr, das würde ich zusammen sehen. Bei mir im Wald in Chaville gibt es Portugiesen, die rücken in der Nacht mit Taschenlampen zum Pilzesuchen aus.
Verscheuchen Sie die?
HANDKE: Nein, da geh ich nicht hin. Wenngleich: Ich bin auch schon um vier Uhr früh wach gelegen und habe mir gedacht, jetzt könnt’ man eigentlich.
Was hat Sie abgehalten?
HANDKE: Meine Frau hat meine Pilze nicht mehr sehen und riechen können. Da hab ich mich auf den Bahnhofskai geflüchtet und die Pilze versteckt, damit sie mich nicht anbrüllt, wenn ich damit nach Hause komme.
Ist das eine Obsession, die aus Ihrer Kindheit kommt?
HANDKE: Ich habe von den Pilzen meine ersten Bücher gekauft. Da habe ich für zwei Kilo zwanzig, dreißig Schilling bekommen und bin dann mit dem Rad in die Buchhandlung nach Völkermarkt gefahren. Das war meine Bildung.
Die Pilze waren Ihr Tor zur Welt?
HANDKE Naja, meine letzte Freude sind sie, die letzte Freude vor der Autobahn des Todes. Last Exit Steinpilz.
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Kleine Zeitung vom Donnerstag, 06. Dezember 2012
Liebe Grüße, Jürgen