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letzter Beitrag von Gerd (†) ()

"Kochwasser wegschütten" beim Orangegelben Streifling

    • Offizieller Beitrag

    Bei meinem letzten Ausflug auf der Alm sah ich sehr viele Orangegelbe (Scheiden-)Streiflinge (Amanita crocea), meine ich zumindest (siehe Bilder).


    Ich habe es ja nicht unbedingt vor, diese auch als Speisepilze für meine Küche zu verwenden, allerdings frage ich mich, was es heißt, wenn geschrieben steht:


    Zitat

    Der Orangegelbe Streifling wird als Speisepilz genutzt. Er ist roh giftig und gut gekocht essbar. Es wird empfohlen, das Kochwasser wegzuschütten.


    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Orangegelber_Streifling


    1. Was ist das Kochwasser? Das Wasser, welches beim braten austritt, oder kocht man diese Pilze wie Nudeln in Wasser?


    2. Bleibt dann noch Geschmack übrig oder ist dieser dann schon alles weggeschüttet?


    3. Ist das Wegschütten des "Kochwassers" wirklich notwendig?


    4. Ist der A. crocea wirklich als Speisepilz zu empfehlen?


    Viele Fragen, hoffentlich ein paar folgende Antworten.


    Liebe Grüße, Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo willihund,


    Danke für die Links.


    OK, also ist er uneingeschränkt essbar, aber verwendest du ihn auch? Schmeckt er gut? Und was meinten die mit Kochwasser? Dies würde Aufschluss über die Zubereitungsart geben ...


    Liebe Grüße, Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    ich versuche einmal, obwohl mich "Speisewert, Zubereitung von Pilzarten kaum interessieren, meinen Senf zu deinen Fragen beizutragen und hoffe, das würde mich freuen, um regen Widerspruch:


    Zitat:
    Bei meinem letzten Ausflug auf der Alm sah ich sehr viele Orangegelbe (Scheiden-)Streiflinge (Amanita crocea), meine ich zumindest (siehe Bilder).


    - Hmm, bin mir da (beachte fehlende Stielnatterung und viel zu grobe Hutrandriefung) nicht so sicher.
    -----------------


    Zitat:
    Ich habe es ja nicht unbedingt vor, diese auch als Speisepilze für meine Küche zu verwenden, allerdings frage ich mich, was es heißt, wenn geschrieben steht:


    Zitat

    Der Orangegelbe Streifling wird als Speisepilz genutzt. Er ist roh giftig und gut gekocht essbar. Es wird empfohlen, das Kochwasser wegzuschütten.


    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Orangegelber_Streifling


    - Keine Ahnung, wo der "Wicki"-Autor diese Weisheit abgeschrieben hat.


    Zum Thema "Speisewert/Kochwasser weggießen" würde ich dem Autor empfehlen in eine "aktuelle Giftpilz-Literatur " (z.B. "R. Flammer, E. Horak (2003):Giftpilze - Pilzgifte; Schwabe) reinzuschauen:


    --> Dort wird diese (roh definitiv giftige) Art! nur nebenbei (Stichwort: "Hohe Hämolysinwerte) beim "Indigestions-Syndrom: E
    ---> Verdauungsstörungen nach Genuss atoxischer oder (nur) roh toxischer Pilze" erwähnt.
    -------------------


    1. Was ist das Kochwasser? Das Wasser, welches beim Braten austritt, oder kocht man diese Pilze wie Nudeln in Wasser?


    - Gute Frage:
    ---> Ich vermute, dass ein Kochen wie "Nudeln" gemeint ist.
    ---> Aber, mir würde es (außer in Kriegszeiten!?) nicht einmal im Traum einfallen, einen "Pilz" (enthält eh ca. 90% Wasser) wie Nudeln im Wasser zu erhitzen und dann anschließend das Kochwasser (und damit +-alle Aromastoffe) zu entsorgen.
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    2. Bleibt dann noch Geschmack übrig oder ist dieser dann schon alles weggeschüttet?


    - Diese Frage habe ich bereits unter 1. beantwortet.


    3. Ist das Wegschütten des "Kochwassers" wirklich notwendig?


    - Bei "Scheidenstreiflingen" wird, wenn ich mich recht erinnere, in meiner "Giftpilzliteratur" nicht darauf hingewiesen. Da sollte ein ausreichend langes Erhitzen ausreichen.
    - Nachvollziehbar sinnvoll ist m.E. das "Wegschütten" des Kochwassers, wenn das Gift (*) temperaturempfindlich und zusätzlich noch stark wasserlöslich ist.


    (*) Da fällt mir spontan z.B. "Gyromitrin" (Gift in der "Speise-Lorchel = Frühjahrs-Lorchel"; Gyromitra esculenta ) ein. Da wurde früher dringend empfohlen, neben ausreichend langer Erhitzung das Kochwasser wegzuschütten.
    ---> Das ist in der BRD kein Thema mehr, da die "Speise"-Lorchel zwischenzeitlich auf die Giftpilz-Liste verannt wurde.


    -----------------------
    4. Ist der A. crocea wirklich als Speisepilz zu empfehlen?


    ---> Ich hatte früher (in meiner "Mykophagen-Zeit") grundsätzlich alle Scheidenstreiflinge (*) verwertet.
    (*) Das Problem dabei war nur, wie ich derartig zerbrechliche Pilzarten heil nach Hause bekam.


    - Den Geschmack kann ich dennoch nicht beurteilen, da ich damals eindeutig "Mischpilzgerichte" (je mehr Arten, um so besser) bevorzugte.



    Übrigens:
    - In der Literatur findet man Hinweise, dass bei "Amaniten" in der Huthaut eine Anreicherung der "Giftstoffe" enthalten sein soll.
    ---> Ob dies für alle Amanita-Arten gilt, weiß ich leider nicht !!!


    Grüße
    Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()

  • Hallo Jürgen,


    da ich A. crocea wissentlich noch nie gesammelt habe kann ich dir darüber nichts sagen. Den einzigen aus der Richtung den ich schon solo probiert habe ist Amanita ceciliae und der schmeckt ungefähr wie ein Perlpilz. Bei dem lohnt sich das Mitnehmen wenigstens;).


    in Osteuropa werden scharfe Milchlinge und Täublinge oft "abgekocht" um deren Schärfe zu mildern. Ich habe das übrigens einmal mit Lactarius rufus ausprobiert. Das kulinarische Erlebnis war dann auch dementsprechend bescheiden. Diese Zubereitungsart ist für Pilze nicht zu empfehlen.


    VG Willihund

    • Offizieller Beitrag

    - Hmm, bin mir da (beachte fehlende Stielnatterung und viel zu grobe Hutrandriefung) nicht so sicher.


    Hallo Gerd, da würde mich deine Vermutung natürlich interessieren, dass wir von einem Scheidenstreifling reden, bin ich mir sicher ...


    Als nächste wollte ich deinen ursprünglichen Schlusssatz zitieren, der dich als Hobbymykologen ungerechtfertig herunterspielt und auf "echte" Pilzsachverständige verweist. Allerdings kann ich mir von keinem anderen so eine detailreiche und fundierte Antwort auf eine so banale Frage vorstellen.


    Ein Freund (stiller Mitleser) informierte mich, dass er von einem anderen Amanita-Experten wüßte, dass gerade der Amanita crocea einer der bestschmeckenden seiner Gattung sei. Weiter Infos folgen vielleicht.


    Dass ein Kochwasser wie beim Nudelkochen ein blödsinn ist, habe ich mir natürlich gedacht. Das letzte Wort zur Giftigkeit, ob nun nur im rohen Zustand oder auch generell, scheint das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. Wir unterscheiden ja auch zu Unverträglichkeit, oder?


    Vielen Dank für die Antwort(en), liebe Grüße, Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    hallo zusammen...



    Ein Freund (stiller Mitleser) informierte mich, dass er von einem anderen Amanita-Experten wüßte, dass gerade der Amanita crocea einer der bestschmeckenden seiner Gattung sei. Weiter Infos folgen vielleicht.


    ob er der beste seiner gattung ist kann ich noch nicht beurteilen...
    ich hab einfach letzte saison mit crocea einen versuch gestartet und
    muß unserem gemeinsamen pilzfreund josef recht geben...


    zu beachten wäre das man für crocea bereits beim sammeln einen eigenen behälter mit hat.. der pilz ist sehr zart und mit seinen dicht gedrängten lamellen schwer zu reinigen...
    wenn man beim sammeln bereits die hutoberfläche säubert hat man so gut wie keine verschmutzung-__


    um den eigentlichen pilzgeschmack kennen zu lernen in öl anbraten und leicht salzen.. wie bei jedem anderen pilz auch


    die pilze nicht zu klein schneiden.. kleinere nur halbieren.. etwas dicker geschnittene zwiebelringe gemeinsam mit zuckermais anbraten...
    ist eine wunderbare beilage zu pute oder huhn :P


    wenn ich mal zeit hab gibt`s wieder bilder in der küchenabteilung


    gutes gelingen carter

  • Hallo Jürgen,


    Hallo Gerd, da würde mich deine Vermutung natürlich interessieren, dass wir von einem Scheidenstreifling reden, bin ich mir sicher ...


    - Natürlich ist es zweifelsfrei ein "Scheidenstreifling" (Amanita subgenus Amanita Section Vaginatae".
    ---> Und vor dieser Diskussion hatte ich absolut kein Problem deinen Fund als "Amanita crocea" zu bezeichnen.
    ----------------------


    Zitat:
    Als nächste wollte ich deinen ursprünglichen Schlusssatz zitieren, der dich als Hobbymykologen ungerechtfertig herunterspielt und auf "echte" Pilzsachverständige verweist. Allerdings kann ich mir von keinem anderen so eine detailreiche und fundierte Antwort auf eine so banale Frage vorstellen.


    - Stimmt, diesen Schlusssatz habe ich wieder gestrichen, da er mir das Thema nicht "zielorientiert genug" bereichert.
    --------------------------------------


    Zitat:
    Das letzte Wort zur Giftigkeit, ob nun nur im rohen Zustand oder auch generell, scheint das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. Wir unterscheiden ja auch zu Unverträglichkeit, oder?


    - Das letzte Wort bezüglich Giftigkeit/unverträglichkeit ist m.E. gesprochen:


    (1) Roh (ich habe bereits darauf hingewiesen) definitiv GIFTIG !!!


    (2) Nach meiner Giftpilz-Literatur, sofern ausreichend erhitzt, bisher nicht als Pilzart mit auffälligem/erhöhtem Unverträglichkeit-Risiko aufgefallen.



    Grüße
    Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()

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