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letzter Beitrag von Beorn ()

Orangeroter Mairitterling?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Josef & Co. !


    Gratuliere zu dem schönen und seltenen Fund, den Pablo richtig als Dreifarbigen Krempenritterling (Leucopaxillus compactus / tricolor) bestimmt hat.


    Habe ein paar Tage nicht ins Forum geschaut, deshalb Deine Fundmeldung erst jetzt gesehen und ihn sofort erkannt. Ich hatte die Art schon mehrmals in der Hand. Sie wächst auch in meinem Sammelgebiet im von Rotbuchen dominierten Mischwald ebenfalls auf Kalk. Bei mir erscheint aber auch der Bittere Krempenritterling (Leucopaxillus gentianeus), den hatte ich auch schon mehrmals in der Hand, sieht etwas anders aus und wird seinem Namen voll gerecht, er schmeckt nämlich verdammt bitter.


    In meinem Sammelgebiet konnte ich hinsichtlich der beiden Arten in der Vergangenheit folgendes beobachten:
    Die beiden Arten erscheinen nicht jedes Jahr, entweder es erscheinen beide Arten im selben Jahr oder es erscheint keiner von beiden.


    LG Sepp

  • Hallo, Sepp!


    Das ist eine sehr interessante Beobachtung. Kommt denn der Bittere bei dir auch auf Kalkböden?
    Ich habe L. gentianeus bisher nur einmal in der Hand gehabt, in einem bodensauren Fichtenwald im Taunus. Dachte erst an einen etwas seltsamen Würzigen Tellerling und wunderte mich, warum der so abartig bitter schmeckte... :s


    Eine Sache muss ich noch loswerden:


    Nach einem Schlag auf den Kopf ich habe linke Auge verliert (Ich habe in linke Auge 2 Jahre Siliconöl - Netzhautablösung - Ablatio Retinae) , rechte Auge nach den Schlag ist -4 (früher waren beide Auge perfekt) . Kein scherz . Ich habe Problem mit kleine Detail .


    Hut ab. :top:
    Das verdient wirklich Respekt, unter so erschwerten Bedingungen so einen guten Blick und Formenkenntnis zu erarbeiten.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag


    Das ist eine sehr interessante Beobachtung. Kommt denn der Bittere bei dir auch auf Kalkböden?
    Ich habe L. gentianeus bisher nur einmal in der Hand gehabt, in einem bodensauren Fichtenwald im Taunus. Dachte erst an einen etwas seltsamen Würzigen Tellerling und wunderte mich, warum der so abartig bitter schmeckte... :s


    Hallo Pablo !


    Ja, L. gentianeus erscheint bei mir ebenso auf Kalkboden. Da erscheint z.B. in unmittelbarer Nähe einer Fundstelle (ca. 10 - 20 m entfernt) am Waldrand u.a. auch schon mal der eine oder andere Netzstielige Hexenröhrling. Zuletzt fand ich L. gentianeus Anfang September 2014 bei einer Exkursion in meiner Heimat/meinem Sammelgebiet u.a. in Begleitung von Dr. Ch. Hahn u. G. Friebes. War eine schöne Kollektion mit etlichen Exemplaren. Im selben Jahr gab es auch wieder L. tricolor, der war zum Exkursionszeitpunkt aber schon fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden.


    Die Fundstellen von L. tricolor u. L. gentianeus sind in meinem kalkreichen Sammelgebiet auch nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt.


    LG Sepp

  • Hallo, Sepp!


    Da schau her. Danke für die Erklärung, jedenfalls werde ich mal den Zusatz "auf sauren Böden" aus meinem Kopf streichen. :)
    Und betrachte den Bitteren fortan als "bodenvag".



    LG, Pablo.


  • Hallo Pablo,


    man kann sich schon mal wundern wenn man eine an Kalk gebundene Art auf vermeintlich saurem Boden vorfindet? Ist das aber wirklich so? Ich habe in meiner Kante zwei Gebiete die beides auf engstem Raum bieten. Saure Sandböden mit mehr oder weniger großen Kalkeinschüben oder Kalkböden durch die sich Sandformationen auf 200 -300 qm bis an die Oberfläche schieben. Diese Areale sind natürlich irre und vom mykologischen Standpunkt wahnsinnig interessant. Ich finde dort z.B. Schleiereulen und 10 m weiter Fliegenpilze und Kuhröhrlinge. Bevor ich Kenntnis von den dortigen geologischen Gegenheiten hatte habe ich schon mehr als einmal der Literatur die Knochen verflucht.


    Nicht unerwähnt soll bleiben das ein Vorkommen säureliebende Pilze auf Kalkböden natürlich auch auf eine Oberflächenversauerung der Kalkböden zurückzuführen sein kann.


    Gruß
    Harry

    • Offizieller Beitrag


    Nicht unerwähnt soll bleiben das ein Vorkommen säureliebender Pilze auf Kalkböden natürlich auch auf eine Oberflächenversauerung der Kalkböden zurückzuführen sein kann.


    Hallo Harry !


    Da bin ich auch Deiner Meinung.


    Andersrum können in sauren Wäldern, wo es keine natürlichen Kalkeinlagerungen gibt und in denen normalerweise nur säureliebende Pilze vorkommen, bei Forstwegen auch kalkliebende Arten vorkommen, wenn die Forststraße z.B. mit Kalkschotter aufgeschüttet wurde, der aus einem anderen Gebiet angekarrt wurde.


    LG Sepp

  • Hallo Zusammen,


    abschließend nochmals ein DICKES DANKE!


    War heute wieder am Fundort. Die dürften sich dort sehr wohl fühlen, waren mindestens 50 Stück zu sehen.
    Habe die Gelegenheit zum neuerlichen Riechen genutzt. Der erste hatte mehligen Geruch, hauptsächlich aber nur am Hut.
    Der zweite war in Richtung mehlig unauffällig.


    LG.
    Josef

  • Hallo zusammen!



    Klar, natürlich können Bodenverhältnisse auch mal kleinräumig wechseln. Bisweilen wurden (und werden?) Wälder ja auch aus der Luft gekalkt, was dann für eine Zeit lang zu einem wunderlichen Durcheinander führt. Ebenso verwirrend sind auch die Flugsandböden in der Oberrheinebene: Die Dreifarbigen krempenritterlinge stehen hier in einer Eichenschonung auf solchem Flugsandboden, der vermutlich kalkhaltig, wenigstens aber deutlich basisch ist. Vergesellschaftet mit Hebeloma sinapizans und Lactarius zonarius, doch nur 50 meter weiter unter Kiefern finden sich Maronenröhrlinge und Flockis...
    ...ist also nicht immer so einfach.


    Aber manchmal ist es ja auch so, daß Arten toleranter im Bezug auf Milieuschwankungen sind, als wir annehmen. Jedenfalls sollte ich mir abgewöhnen, einzelne Arten nur aufgrund der Bodenbeschaffenheit auszuschließen oder anzunehmen.


    PS.: Daß die sehr gesellig wachsen, viel mir an der Fundstelle hier in der Gegend auch auf. Zeitweise stand das ganze Waldstück voll. Ein beeindruckender Anblick.



    LG, Pablo.

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