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letzter Beitrag von Annam ()

Wegrand - Pilze

  • Hallo Pilzfreunde!


    Vor einer Woche war ich im Gebiet des "Grazer Hausberges" unterwegs und anschließend ein paar Aufnahmen von einem Teil meiner pilzlichen Entdeckungen. Waren alles sogenannte "Wegrandpilze" vom Forstweg, Waldweg bzw. solche, die ich vom Weg aus gesehen habe.


    Bestimmungsmäßig bin ich mir nicht bei allen sicher.......
    deshalb würde ich mich über Zustimmung bzw. Einwand freuen. Danke.


    1) auf einem großen Stubben von Rotbuche (Fagus sylvatica), sah auf´s Erste aus wie das Schweinsohr (Gomphus clavatus) auf Holz...
    Panus conchatus (Laubholz-Knäueling) - danke Sepp ;)


    2) Calocybe carnea (Rosenroter Schönkopf) an eher schattiger, feuchterer Stelle am Wegrand


    3) und hier hat sich einer ein besonderes Plätzchen ausgesucht... gegenüber auf der anderen Seite des Weges stand die Jagdhütte :)
    Neolentinus lepideus (Schuppiger Sägeblättling)


    4) humose Randstelle mit Ästchen und dem Tiegelteuerling

    als Unterbewuchs, Pilze mit aromatischen Geruch, mit Fragezeichen
    Clitocybe - Infundibulicybe costata(Kerbrandiger Trichterling)?


    5) hier denke ich an Amanita spec. (möglich Amanita gemmata Narzissengelber Wulstling)


    6) am Rand einer Fahrspur durch eine sehr feuchte Mulde, halte ich für
    Coprinus, Coprinellus spec.(Tintling)


    7) auf kleinem Laubholz-Stückchen auf feuchter Erde
    Hymenoscyphus spec. (Stängelbecherling)


    8) diese Pilzchen mit hellen Haaren am Becherrand zu Hunderten in der Fahrspur von Arbeitsmaschinen
    Scutellinia spec. (Schildborstling) vielleicht S.crucipila - Sternhaariger Schildborstling


    9) auf feucht liegendem Buchenblatt, könnte der
    Buchenblatt-Helmling (Mycena capillaris) sein


    10) auf der Böschung des Waldweges
    Helvella leucomelaena - Schwarzweiße Becherlorchel


    So, das war es wieder mal.


    Ein gemütlicher Landregen :rain: wäre auch Willkommen.


    Mit lieben Grüssen
    Anna

  • Hallo Anna,


    interessante Funde hast du da gemacht!
    Helle, grasige Stellen, Wege und Waldränder sind um diese Jahreszeit sicher ein guter Ansatz.


    Für mich sind da einige unbekannte dabei, besonders den Tiegelteuerling würde ich gerne mal finden.


    Danke fürs Zeigen!


    LG.
    Josef


    PS:
    Der schuppige Sägeblättling hat die richtige Stelle ausgesucht.:D
    Voriges Jahr Mitte August ist mir der mehrfach auf Föhre untergekommen, aber leider kaum mehr andere Pilze und da dachte ich mir dann: Sch…. Hitze.!

  • Hallo Anna!


    Der Helmling auf dem Buchenblatt (Nr. 9) ist nicht der Buchenblatt-Helmling (M. capillaris), denn der wäre kleiner und tritt so gut wie nie alleine auf.


    Das, was du hast, ist was aus der Rubrik Helmlinge mit Basalscheibchen. Der geläufigste ist wohl Mycena stylobates (Postament-Helmling), aber ich hatte auch mal einen, da bin ich auf Mycena tenuispinosa gestolpert, ist aber keine sichere Bestimmung gewesen:

    Gibt aber auch noch andere.


    VG Ingo W

  • Hallo Ingo!


    Tolles Bild! Mycena auf Haselnuss :)


    Mycena tenuispinosa (Gelatinösstacheliger Helmling) hat also eine Art Stacheln auf dem Hut, soll mit Lupe gut sichtbar sein.
    Diese Dornen +/- werden aber auch bei M. stylobates genannt.
    Da ärgert´s mich wieder, war ohne Lupe unterwegs, naja eigentlich gar nicht auf Pilze aus.


    Mein Blatthelmling wird dann schon Mycena stylobates (Postament-Helmling)sein.
    Ähnliche Arten wären z.B. Mycena mucor, meist kleiner als M. stylobates, und mit Wachstum auf gefallenen, alten Blättern von Eiche.
    Oder M. bulbosa , eine Spezies, die auf holzigen Stielen in Feuchtgebieten wachsen soll.


    Was sagt mir das wieder? Gehe nie ohne Lupe aus dem Haus. :rolleyes:


    Danke Ingo, wieder was dazugelernt.


    Liebe Grüsse
    Anna

  • Hallo Anna!


    Mycena bulbosa kannst du vom ökologischen Gesichtspunkt ausschließen. Den kenne ich nur aus sumpfigen Feuchtbiotopen:
    http://asco-sonneberg.de/pages…osa-120714-01xsj37371.php


    Zitat


    Diese Dornen +/- werden aber auch bei M. stylobates genannt.


    Aha!!
    Das war nämlich das, was mich irritierte. Per Mikro sah ich Hut-Stacheln, welche aber makroskopisch nicht auffielen.
    Dann wird wohl mein Haselnussbewohner auch M. stylobates (Postament-Helmling) gewesen sein.


    Danke zurück!
    VG Ingo W

  • Hallo nochmal!


    Habe gerade gesehen, dass ich trotzdem auch ein Bild habe, wo die Huthautstacheln zu sehen sind bei dieser Haselnuss-Mycena:


    VG Ingo W

  • Hallo Annamaria,



    2) Calocybe carnea (Rosenroter Schönkopf) an eher schattiger, feuchterer Stelle am Wegrand


    - Ich bezweifle deine Bestimmung an. :D


    ---> Und schicke "Gymnopus dryophyllus s.l." (Waldfreundrübling s.l.) in den Ring.


    Grüße
    Gerd

    Nachtrag:


    - Mir ist noch eine weitere (nicht häufige) Art eingefallen, die evtl. auch passen könnte
    ---> "Rhodocybe nittelina" (Gelbfuchsiger Tellerling)

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()

  • Hallo Ingo!
    Hallo Gerd!


    @Ingo - super, bei dem Bild kann man diese kleinen "Dornen" sehen, und so habe ich eine bessere Vorstellung wie das aussieht.


    Ja, mit Mycena bulbosa war auch nur eine ähnliche Art gemeint, mit ganz anderen Habitatansprüchen, ist aber auch ein hübsches kleines Pilzchen.


    Gerd (†) - hmm... so fix sicher war ich mir da auch nicht bei der Nr 2 mit Calocybe carnea. Was ich bei meinem Fund nicht gesehen habe, war diese weiss abgesetzte Stielspitze, die lt. Beschreibung ein Merkmal wäre.
    Das Vorkommen soll grossteils an grasigen Plätzen sein, naja, mein Fundort war am Wegrand mit einer angrenzenden Waldwiese.


    Gymnopus dryophyllus (Waldfreundrübling) kenne ich eigentlich nicht mit dieser fleischrosa Farbe und Habitus.


    Rhodocybe nittelina (Gelbfuchsiger Tellerling) scheint m.M. auch nicht passend, der hätte ocker-gelbliche Lamellen.


    Vielleicht kannst du mir deine Zweifel genauer begründen, danke.


    Liebe Grüsse
    Anna

  • Hallo Annamaria,


    Zitat von Annam


    Gerd (†) - hmm... so fix sicher war ich mir da auch nicht bei der Nr 2 mit Calocybe carnea. Was ich bei meinem Fund nicht gesehen habe, war diese weiss abgesetzte Stielspitze, die lt. Beschreibung ein Merkmal wäre.
    Das Vorkommen soll grossteils an grasigen Plätzen sein, naja, mein Fundort war am Wegrand mit einer angrenzenden Waldwiese.



    (1) Ich kenne dieses Art nur von Halbtrockenrasen/Wacholder-Heiden über Kalk.


    ---> Doch bereits ein Blick in meine Literatur [1], [2], [3] zeigt, dass diese Art eine deutlich größere ökologische Amplitude hat. Ich zitiere:


    [1]: "Vork.: Vorwiegend außerhalb des Waldes an grasigen Stellen (Wiesen, Parks, Gärten, Weiden, aber auch an lichten Stellen in Laub- und Nadelwäldern und an Waldwegrändern. ... Bodenvag."


    [2]: "Ökologie: Ziemlich bodenvage Art lichter, meist offener Grasstandorte, besonders auf moosigen, wenig gedüngten Wirtschaftswiesen, Schaf- und Großviehweiden, Wachholderheiden, Halbtrocken- und subkontinentalen Steppenrasen, Waldlichtungen, Waldwiesen, ..."


    [3] bringt Funde "im Gras/Gartenrasen" und aus dem Auwald auf einer Fichtenparzelle.


    Enderle bringt noch seinen Standardsatz (für mich zweifelsfrei eine Fehleinschätzung!!!) "Weitere Funddaten erübrigen sich. Die Art ist häufig und kommt sehr wahrscheinlich in allen MTB im Ulmer Raum vor."



    (2) Die weiße Stielspitze habe ich noch nie beachtet und würde das Fehlen auch nicht als "Killkriterium" bewerten.


    Ich stelle einmal 2 Aufnahmen gegenüber, die mich nachdenklich stimmen:


    (a) Eine deiner Aufnahmen:



    (b) Eine Aufnahme, die ich aus dem Nachlass meines Pilzfreunds "Georg Ottmann" erworben habe:



    ------------------------


    Zitat von Annam


    Vielleicht kannst du mir deine Zweifel genauer begründen, danke.


    - Hmm, es gab mehrere Punkte (Habitat, Habitus, nicht sehr enger Lamellenabstand, Hut nicht matt genug), die sich nach meiner Literaturrecherche als nicht wirklich belastbar herausgestellt haben.


    - Gefühlsmäßig gefällt mir wegen der nicht matten Hutoberfläche und dem knorplig erscheinendem Habitus die Gattung "Calocybe" weiterhin nicht so recht, obwohl ich sie jetzt nicht mehr ausschließen kann.


    Grüße
    Gerd


    Literatur:


    [1] E. Ludwig (2000, 2001): Pilzkompendium Band 1


    [2] G.J. Krieglsteiner (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 3


    [3] M. Enderle (2004): Die Pilzflora des Ulmer Raums.

  • Hallo Gerd, hallo Anna!


    Möchte dazu noch bemerken, dass ich beim Beiträge-Lesen zunächst immer erst die Bilder anschaue, bevor ich den dazugehörigen Text lese.
    Beim Annas Calocybe-Foto murmelte ich: "eindeutig Waldfreundrübling" vor mich hin. Allerdings dachte ich da gar nicht an eine Möglichkeit der anderen Gattung, sondern nur an die Rüblinge um den Waldfreund herum.
    Ich glaube mich aber zu erinnern, dass der Schönkopf auf anderen Fotos auch öfter mal wie der Waldfreundrübling rüberkommt (deswegen habe ich da auch mal gar nichts gegen die Bestimmung gesagt).


    Nachdem Gerd aber das Thema noch mal aufgegriffen hat: theoretisch sehe ich auf den Fotos auch eher den Waldfreundrübling, aber wie begründet man das?
    Eigentlich der glänzige, im geistig angenommenen Schnitt viel zu rund erscheinende Stiel, der von oben bis unten in der Hutfarbe gleich durchgefärbt ist und gleich stark und auch die Farbe insgesamt, die auf dem Bild meines Monitors eben nicht wirklich zum Schönkopf passt (in PdS aber auch diese Farbe).
    Besonders der glänzige, fettig erscheinende Hut mit diesen feinen Unebenheiten/ Runzeln (Bild2/2) wirkt auf mich sehr befremdlich.
    Dieser Satz von Gerd gefällt mir gut:

    Zitat


    - Gefühlsmäßig gefällt mir wegen der nicht matten Hutoberfläche und dem knorplig erscheinendem Habitus die Gattung "Calocybe" weiterhin nicht so recht, obwohl ich sie jetzt nicht mehr ausschließen kann.


    Ich kenne den Fleischroten Schönkopf eigentlich auch nur aus dem Gras (karger Rand einer Wirtschaftswiese), und Gerds Ottmann-Foto würde mich normalerweise auch zweifeln lassen. Aber vielleicht sieht man da mal wieder, was man alles nicht weiß.


    Hier mal noch ein Beispiel der farblichen Darstellung aus dem Netz.
    So trifft es die Farbe perfekt:
    http://www.myco-vaud.ch/galler…rnand_DSCN4847_WEB?full=1


    Das ist der Schönkopf auch, aber eben farblich irgendwie befremdlicher:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Calocybe_carnea


    VG Ingo W

    Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo Gerd, hallo Ingo!


    Vielen Dank erstmal für eure Meinungen!


    Leider habe ich keine weiteren Bilder für mehr Details. Ich kann nur aus dem Gedächtnis sagen, was mir dazu noch einfällt.
    Einen älteren Fruchtkörper habe ich durchgerissen, Fleisch war weisslich, auch im Stiel, die Stielbasis etwas weissfilzig.
    Die Hutoberfläche erscheint am Bild vielleicht nicht ganz realistisch, den Pilz in der Hand hatte ich nicht den Eindruck von knorpeliger Konsistenz.


    Mein erster Gedanke zu dem Fund war eigentlich Schönkopf, ohne die genaueren Merkmalspunkte im Kopf zu haben. Bei meiner Recherche hatte ich auch mit G. dryophilus verglichen, doch wegen der Farbe gleich wieder verworfen. Allerdings kenne ich nicht das ganze Farbenspektum von Gymnopus dryophilus.


    Dieser Link von Ingo kommt meinem Fund nahe:


    Das ist der Schönkopf auch, aber eben farblich irgendwie befremdlicher:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Calocybe_carnea


    Aber gewisse Restzweifel bleiben mir, jetzt noch mehr als am Anfang :dodgy: , werde den Fund mit großem Fragezeichen einordnen.
    Vielleicht ist mir in Zukunft mal ein eindeutigerer Fund von Calocybe carnea beschert.


    Besten Dank, Gerd und Ingo!


    Liebe Grüsse
    Anna

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