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letzter Beitrag von Uwe ()

Heringstäubling? (2018)

  • Hallo alle zusammen!
    Wie ich in meinem Rückblick auf 2018 (https://www.pilzforum.at/showthread.php?tid=4793) geschrieben habe, habe ich voriges Jahr einen interessanten Täubling gefunden, den ich voriges Jahr als Starkriechenden Heringstäubling (Russula graveolens) bestimmt (eher geschätzt) habe. Im Rückblick hab ich ja ein Fragezeichen dazugestellt in Klammern.
    Mittlerweile hab ich noch ein wenig mehr recherchiert und möchte euch an meinen Gedanken teilhaben lassen.


    Zuerst aber die Fotos (das Foto im Jahresrückblick war gepimpt):
    1- Standort/Boden:
    2-
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    10-
    11-


    Meine Bestimmungshilfen vom vorigen Jahr (da war ich gerade ein Täublingsanfänger, hab die Täublinge zuerst in den YT-Videos von "snokri" kennengelernt):
    1) Zuerst habe ich ihn als Täubling eindeutig bestimmt. (Stiel brüchig, Form)
    2) Geschmacksprobe: mild - gut
    3) Geruch: intensiv, konnte ich aber nicht zuordnen
    --> hab sie mitgenommen, einen Teil gebraten (kulinarisches Highlight vom vorigen Jahr!!!)
    4) Geruch hat sich in der Wohnung ausgebreitet
    5) Durch die Übersichtstabelle zu den Täublingen von Rita Lüder, Grundkurs Pilzbestimmung, 4. Auflage, Seite 175, bin ich auf die Fährte der Heringstäublinge gekommen. Dann hat auch der intensive Geruch in der Wohnung plötzlich Sinn ergeben.
    Ausschnitt (Buch sehr zu empfehlen!):


    6) Auf 123pilze.de bin ich dann auf den Starkriechenden Heringstäubling gestoßen:
    https://www.123pilze.de/DreamH…StarkHeringstaeubling.htm
    Bei der Artunterscheidung werden dort sieben verschiedene Heringstäublinge angegeben, wobei mir der Starkriechende (starker Geruch in der Wohnung!) am nächsten hinkam. Auch wenn die Fotos dagegen sprachen (und auch das Foto in Pilze der Schweiz, Band 6, Seite 185/Nr. 143).


    Was für mich noch für Russula graveolens sprach:
    7) Standort: Gesellig bei Eiche. Direkt unterhalb einer älteren Eiche und im Umkreis von ein paar Metern.
    8) Sporenpulver: ca. 40Y oder 50Y, 10M
    Mit Sporenabwurfpräparat kam ein ocker Farbton heraus:

    Das passt laut Pilze der Schweiz 6 dazu.
    Und auch laut der tollen Tabelle http://tintling.de/aktuelles/2014/Russula_Sporenpulver.pdf


    Das war mein Stand 2018.
    Nachdem an meiner Schätzung Zweifel kamen in den Kommentaren, machte ich mich nochmals auf die Suche, dieses Mal über Fotos.


    Möglichkeit A: Weinroter Dotter-Täubling (Russula decipiens)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Weinroter_Dotter-T%C3%A4ubling
    Farblich sehr ähnlich, vgl. Fotos auf folgenden Seiten:
    http://www.bogiphoto.com/ReadP…ussula*0&cat3=decipiens*1
    https://www.funghiitaliani.it/topic/24418-russula-decipiens/
    Dagegen spricht allerdings: scharf, nicht nach Hering riechend


    Möglichkeit B: vielleicht doch der olivbraune Heringstäubling?
    https://www.123pilze.de/DreamH…ockerHeringstaeubling.htm
    Foto links oben hat gewisse Ähnlichkeit, und auf meinen Fotos 9 und 10 sieht man rechts oben einen ockerfarbenen Pilz, den ich direkt bei den anderen gefunden habe (gleicher Geruch und Geschmack).


    Möglichkeit C: Russula pascua
    http://www.pharmanatur.com/Myc…lpin/Russula%20pascua.htm
    Sicher nicht, denn der ist alpin und laut dieser Seite auch nicht essbar.
    Laut Wikipedia hat er auch Fisch- oder Krabbengeruch, aber bei mir daheim ist es alles andere als alpin/montan :)


    Möglichkeit D: doch Russula graveolens?
    Vgl. das Foto auf http://www.pilzmade.de/r-2.html
    oder auf http://www.naturephoto-cz.com/…aveolens-photo-14685.html


    Möglichkeit E: Russula brevis (mein derzeitiger Favorit!)
    Schlussendlich bin ich auf den Bestimmungsschlüssel
    http://tintling.com/inhalt/1999/Heringstaeublinge.pdf
    gestoßen und dort zu Russula brevis gekommen.
    Fotos von R. brevis auf folgender Seite sehen doch ziemlich ähnlich aus, oder?
    http://www.pilzepilze.de/cgi-b…0.pl?noframes;read=188444
    Leider wird der Pilz weder in Pilze der Schweiz 6 noch im Handbuch für Pilzfreunde V (mein neuestes Buch) erwähnt.


    Und eine Heringstäublingsübersicht hab ich auch noch gefunden:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Russula_subsect._Xerampelinae


    Täublinge sind faszinierend und viele davon sehen sich sooo ähnlich, rein nach den Hutfarben.
    Letztlich kann ich es nicht zu 100% sagen ohne Mikroskop (und das hab ich nicht).
    Falls ich heuer wieder diese Russulae am Standort finde, könnte ich ein Exemplar jemandem zum Mikroskopieren schicken? Oder wird der Pilz am Postweg kaputt?


    Danke jedenfalls fürs Lesen und auf ein gutes Pilzjahr!
    Bei uns rund um Linz gibt's derzeit leider wieder nur :sun: :sun: :sun: !
    Rainer

  • Täublinge sind faszinierend und viele davon sehen sich sooo ähnlich, rein nach den Hutfarben.


    Hallo Rainer
    Das "Täublingsproblem" hast du genau erkannt! Nach Bild geht ganz selten etwas.
    Zum Heringstäubling: Als Ostseeanwohner und ehemaliger Angler kenne ich natürlich genau den Heringsgeruch. Frischer Hering riecht fast nicht, ebenso frische Heringstäublinge. Wenn Heringe etwas länger liegen, fangen sie an zu riechen. Wenn Heringstäublinge älter werden, fangen sie auch an zu riechen (oder stinken :D ). Der Geruch ist dann vollkommen identisch mit Heringen.
    Bei einigen von deinen Funden ist allerdings schon beginnende Zersetzung erkennbar. Dann können die auch riechen (stinken, aber nicht nach Hering).

  • Hallo!
    Danke, Uwe, für deine Antwort! Ich denke trotzdem, dass es (zu 99%) Heringstäublinge waren. Hoffe stark auf neue Funde heuer und werde an frischen Exemplaren riechen.
    Leider scheinen Täublinge hier nicht so viele zu interessieren, wenn jemand "Morchel" oder "Steinpilz" in die Überschrift reinschreibt, gibt es sofort 100 Antworten. :s
    Ich wäre sehr froh, wenn sich jemand meldet, der einen zukünftigen Fund mikroskopisch untersuchen würde!


    Habe jetzt noch ein wenig nachgeforscht und bin zu folgenden Ergebnissen gekommen:
    1) Meine Option E, Russula brevis, scheint nichts anderes zu sein als Russula graveolens (Möglichkeit D), laut
    http://www.mycobank.org/BioloM…067&Rec=139181&Fields=All


    Dann wären (wenn es R. grav. wären) meine Exemplare und die auf dem Foto
    http://www.pilzepilze.de/exter…pe/2010/Heringshaufen.jpg
    auf genannter Seite einfach Pilze mit ocker Einschlägen bei der rotvioletten Standardhutfarbe.




    2) Bin dann über Fotosuche zu Russula barlae gekommen; vgl. die Fotos auf:
    https://www.mycodb.fr/fiche.php?genre=Russula&espece=barlae
    http://www.fauneflore-massifce…arussula-barlae-quel.html


    3) Über weitere Recherchen hat sich ergeben, dass Russula barlae nach neuestem Stand vermutlich nichts anderes als R. cicatricata, meine Möglichkeit B, ist; in diesem Download zu finden:
    https://www.dgfm-ev.de/publika…rbraunen-heringstaeubling


    Ich zitiere:
    "ROMAGNESI (1967) S. 680 weist bereits auf eine mögliche Farbform von cicatricata hin und deutet das an, was sich bei unseren Untersuchungen herausstellte, nämlich die völlige Identität von R. barlae Quél. ss. Romagnesi mit R. cicatricata Romagn. ex Bon."
    Dann wird noch auf den R. barlae Quél. (1883) eingegangen, mit dem Ergebnis: "... und alle Hoffnungen, doch noch die wahre barlae identifizieren zu können, begraben sind, ist es unausweichbar, sich endgültig von dem Phantom-Begriff barlae zu verabschieden. Was QUÉLET letztendlich darunter verstand, ist wohl sein Geheimnis geblieben."
    Spannend!
    Inhaltsgleiche Aussagen findet man hier:
    https://www.dgfm-ev.de/publika…nter-laubbaeumen/download


    Auf 123pilze (https://www.123pilze.de/DreamH…ockerHeringstaeubling.htm) hab ich dann in Klammer beim wissenschaftl. Namen auch "Syn. Russula Barlae" gefunden.



    Sporenpulverfarbe für R. cicatricata und R. graveolens sehr ähnlich, und beide unter Eiche möglich.
    Letztlich bräuchte es wie gesagt das Mikroskop ...

  • Hallo, das ist super!
    Dann kannst du auf Usedom nach Täublingen schauen. Dort gibt es viele Kiefernwälder an der Ostseeküste. Viele Täublinge findest du bei Kiefern. Heringstäublinge, Apfeltäublinge, Graustieltäublinge, ja und auch Speitäublinge. Butterröhrlinge, Maronen, Körnchenröhrlinge und auch Steinpilze. Evtl. auch Kiefernsteinpilze. Voraussetzung ist natürlich etwas Regen. Wenn du dort nach Pilzen schaust, behalte den Großsporigen Röhrling im "Hinterkopf".
    https://ruegenpilze.de/Rohrlin…nge_.html#Pinienroehrling

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