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letzter Beitrag von schmidltux ()

Einsames Baby unter Fichte

    • Offizieller Beitrag

    Heute war ich auf "der Leber" ([url=http://maps.google.at/maps?hl=de&rlz=1T4GGHP_deAT438AT438&q=die+leber+stattegg&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.&biw=1337&bih=841&wrapid=tlif131275207384921&um=1&ie=UTF-8&hq=&hnear=0x476e373d61c3b1cf:0x463a201227807261,Leber&gl=at&ei=8AE_TuLICoSYOrqe0PkO&sa=X&oi=geocode_result&ct=title&resnum=1&ved=0CBcQ8gEwAA]= ein Berg[/url]) unterwegs, aber nicht allzu lange. Schon nach einer halben Stunde hab ich den Verwandten meiner Frau, die dort wohnen, geglaubt: Es wächst nix, viel zu trocken. Sogar noch viel trockener als bei uns, der Wald ist pilzleer und knirscht beim gehen fürchterlich. Dazu kommen noch die steilen Hänge, es gibt dort kein gerades Stück Wald.
    Aber was solls, ich fand (erstmals) Erdsterne (es gibt über 60 Arten, ich weiß nie welche ich gerade vor mir habe ...)



    und ein unbekanntes Baby, unter einer Fichte, geruchsneutral, geschmackneutral, Stiel hohl, dicke Knolle, beige Lamellen, Kopf nicht verschlossen ... Fruchtkörper hab ich noch.


    Vielleicht gibt es Ideen, ich weiß von mir, dass ich den in seiner Jugend nicht zuordnen kann.



    Liebe Grüße, Jürgen

    "Sorgfältig muß man wahrnehmen, daß nicht giftige P. unter die zu genießenden kommen, indem sonst der Genuß für die Gesundheit höchst nachtheilige Folgen haben, ja selbst den Tod bringen kann.", Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 137-138

    Einmal editiert, zuletzt von juergenhold ()

  • Hallo Jürgen,


    ich lehne mich einmal aus dem Fenster und sage, dass es sich bei deinem zweiten Pilz um einen Parasol handelt. Der andeutungsweise genatterte Stiel sollte für einen Bestimmungsversuch reichen. Hoffentlich bekomme ich jetzt von Gerd keinen Rüffel verpasst;), von wegen unzureichende Angaben.


    VG Willihund

    • Offizieller Beitrag

    An den Parasol dachte ich zuerst auch, allerdings: Spricht nicht dagegen, dass die Lamellen unten nicht geschlossen sind, wie soll ich sagen, dass der Kopf keine geschlossene Kugel ist, woraus ja unten dann der Ring entsteht? Das fehlt hier.
    LG Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    da hast Du ein gutes Argument geliefert. Um die vielen Riesenschirmpilze zu unterscheiden bin ich wohl der falsche Ansprechpartner:(. Das es sich aber um einen solchen handelt bin ich mir ziemlich sicher.


    VG Willihund

  • Hallo Jürgen,



    Aber was solls, ich fand (erstmals) Erdsterne (es gibt über 60 Arten, ich weiß nie welche ich gerade vor mir habe ...)


    - Nach meiner Info sind es "weltweit ca. 50; in Europa ca. 26, in der BRD 21 Arten".
    ---> Also eine rel. kleine Gattung, die man übrigens weitgehend nach makroskopischen Merkmalen ausschlüsseln kann.


    - Deine Art hört m.E. auf den Namen "Geastrum fimbriatum = G. sessile" (Gewimperter Erdstern):



    --------------------



    und ein unbekanntes Baby, ...


    Vielleicht gibt es Ideen, ich weiß von mir, dass ich den in seiner Jugend nicht zuordnen kann.


    - Ich bin da kaum vorsichtiger als "willihund" und versuche meinen Bestimmungsprozess transparent zu machen:


    (1) Gattung: Es ist ganz sicher ein "Riesenschirmling" (Macrolepiota sp., inkl. "rötenden" Arten)


    (2) Eine rötende Art aus dem "Komplex Safran-Riesenschirmling"?
    - Hmm, am Stiel (Bild 2 in Hutnähe) sieht man einen kleinen "safranfarbenen Fleck" und der Stiel scheint (Schnittbild) auch eine leichte Rötung zu haben.
    - Aber, die doch deutlich zu sehende "Stielnatterung" ist m.E. ein "Kill-Kriterium" für den "Komplex Safran-Riesenschirmlinge".


    (3) Und deshalb favorisiere ich meinem ersten Instinkt folgend auch (wie "willihund") "Macrolepiota cf. procera" (Parasol).


    ---> Das cf. nur deshalb, da man bei einem derartigen Baby nie ganz sicher sein kann.


    Grüße
    Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Gerd, und mein Argument


    An den Parasol dachte ich zuerst auch, allerdings: Spricht nicht dagegen, dass die Lamellen unten nicht geschlossen sind, wie soll ich sagen, dass der Kopf keine geschlossene Kugel ist, woraus ja unten dann der Ring entsteht? Das fehlt hier.
    LG Jürgen


    ist nicht relevant?
    LG Jürgen

  • Hallo Jürgen,



    An den Parasol dachte ich zuerst auch, allerdings: Spricht nicht dagegen, dass die Lamellen unten nicht geschlossen sind, wie soll ich sagen, dass der Kopf keine geschlossene Kugel ist, woraus ja unten dann der Ring entsteht? Das fehlt hier.


    - Lass mich bitte, bevor ich auf deinen Kommentar antworte, die Sukzession einer Fruchtkörperentwicklung grob beschreiben:


    (1) Das Myzel wächst vezweigt, watteähnlich locker verflochten im Substrat. Die Fruchtkörperentwicklung bei "Boletales (Röhrlingsartigen), Agaricales (Blätterpilzen) kann man sich (vergleiche [1]) etwa wie folgt vorstellen.


    (a) "Primordialer Zustand"
    - In dieser Phase werden eine Vielzahl von "Initialknötchen" (Primordien), das sind +-kugelige "Myzelverdichtungen" (<100µm), gebildet.


    (b) "Differenzierungsphase"
    - Die "Initialknötchen" werden zu noch sterilen aber bereits in Hut und Stiel gegliederte "Fruchtkörperanlagen" (Größe ca. 1mm) ausdifferenziert. Diese Phase schließt, sofern erforderlich auch die Ausbildung einer "Teilhülle = Ring" (Velum partiale) und oder "Gesamthülle" (Velum universale) ein.


    (c) "Ansatz der fertilen Strukturen"
    - In diesem Schritt wird das "Hymenophor" (z.B. Lamellen), evtl. auch die Basidienanlagen !?, ausdifferenziert. Die Fruchtkörpergröße liegt bei ca. 5mm.


    (d) Fruchtkörperentwicklung (Streckungsphase) bis zum Sporenabwurf
    - Der Fruchtkörper wird vorrangig durch Wasseraufnahme vergrößert, in den Basidien kommt es zu einer Kernverschmelzung mit anschließender Reduktionsteilung, Ausbildung von Sterigmen, Sporenbildung und Sporenabwurf.


    Anmerkungen zu (d):
    (1) Eigene Beobachtung: Auffällig und typisch ist, dass zuerst bevorzugt der Stiel gestreckt wird und erst dann sich der Hut aufschirmt.
    ---> Aus Sicht des Pilzes optimal: Zuerst das Hymenium mit den Sporen erzeugenden Basidien anheben und möglichst spät Gefahren aussetzen.

    (2) Die Initialisierungs-Bedingungen zur Fruktifikation sind meist nicht eindeutig bekannt.


    (3) Interessant auch (vergleiche [2]), dass nahe nebeneinander oder übereinander stehende "Primordien" (Fruchtkörperanlagen) im Regelfall nicht synchron eine sich gegenseitig behindernde "Fruchtkörperentwicklung" starten.
    ---> Und wenn doch, dann kommt es zu "Fruchtkörper-Missbildungen" (Fachausdruck "Bildungsabweichungen"), die wir bei HARRY im Unterforum Pilze - Missbildungen vorstellen und diskutieren.
    --------------


    - Jetzt sollte eigentlich klar sein, dass der Ring nicht aus dem Hut heraus entsteht und als eigenes Element bereits in der "Primordial-Entwicklung" angelegt wird.


    - Und man sollte zusätzlich berücksichtigen, dass der gesamte Fruchtkörper aus einem+- gleichartigen, lockerem Hyphen-Knäuel aufgebaut ist und gegenseitige Berührungen (z.B. "Lamellenschneide oder Hutrand" gegen den Stiel) insbesondere in der noch nicht vollständig ausdifferenzierten "Primordialphase" bzw. frühen "Streckungsphase" vermutlich zu unerwünschten Verwachsungen führen würden.
    -------------


    Fazit:
    - Und das, was dich an deinem gezeigten Schnittbild stört, ist der Normalfall und typisch, wie ich an folgenden nachvollziehbaren/überprüfbaren Beispielen zeige:


    (1) Im Schnittbild eines "Wulstling" (Amanita sp.) mit noch intakter Gesamthülle wird man zwischen Lamellen/(Ring) sowie Hutrand und Stiel Zwischenräume erkennen.


    (2) Schau dir einmal das Schnittbild des "Zucht-Champignons" (Agaricus bisporus) bei "LAUX(2001): Der große Kosmos Pilzführer, S. 267" an ---> Perfekte Trennung zwischen Hut (inkl. Lamellen, Ring) und Stiel.


    (3) Nun zu deinen Bildern vom "Parasol" (Macrolepiota procera)
    ---> Schön zu sehen wie Hutrand, Lamellen (frei), Ring (vom Hutrand nach oben zum Stiel laufend) vom Stiel getrennt bleiben.


    Alles klar???
    Gerd


    Nachtrag 10.08.2001: 00:35Uhr


    Literatur:


    [1] Dörfelt H.; G. Jetschke (2001): Wörterbuch der Mycologie; Spektrum Akademischer Verlag


    [2] (ID-05008): Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S:26-62, 108- 124


    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()

    • Offizieller Beitrag

    Danke Gerd für deinen überaus ausführlichen Beitrag. Für mich ist es viel neues Wissen über das Pilzwachstum überhaupt.
    Dass der Ring eben nicht aus dem Hut entsteht war wirklich überraschend, in meiner kindlichen Phantasie, habe ich mir das eben so gedacht.
    Den Zuchtchampignon bei Laux habe ich mir angeschaut, ja alles da, alles auf sehr engem Raum und getrennt.
    Mit deinem Wissen kannst du sicherlich vorhersagen, wo und wann Pilze wachsen :rolleyes:
    Nochmals vielen Danke für deine Antwort,
    liebe Grüße, Jürgen

    "Sorgfältig muß man wahrnehmen, daß nicht giftige P. unter die zu genießenden kommen, indem sonst der Genuß für die Gesundheit höchst nachtheilige Folgen haben, ja selbst den Tod bringen kann.", Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 137-138

  • Zuerst: Herzlich Willkommen im Pilzforum.at, ich freue mich sehr, dass du den Weg zu uns gefunden hast, freue mich auch auf viele Beiträge, Bilder und Diskussionen.


    Meine Frage: Hast du deine Pilze stehen lassen, wenn ja, hast du die Möglichkeit sie wieder zu besuchen, dann würde sich ja das Resultat verifizieren lassen ... Ich hatte diese Möglichkeit nicht.


    Liebe Grüße, Jürgen


    PS: Bind wieder auf der Alm, Bericht folgt, aber Internet laggt so, dass ich nicht weiß, warum zum Beispiel hier noch Anhänge dabei sind ... LG


    PS2: HILFE, ICH HABE DEN FALSCHEN BEITRAG BEARBEITET; JETZT IST DEINER WEG; BITTE NOCHMALS SCHREIBEN. MEIN INTERNET IST SO LANGSAM; GANZ GROSSES SORRY.


    ICH GLAUBE, ICH MELDE MICH WIEDER ZU HAUSE ...


    SORRY, SORRY, SORRY!!!


    LG

  • Hallo Jürgen,



    PS: Bind wieder auf der Alm, Bericht folgt, aber Internet laggt so, dass ich nicht weiß, warum zum Beispiel hier noch Anhänge dabei sind ... LG


    PS2: HILFE, ICH HABE DEN FALSCHEN BEITRAG BEARBEITET; JETZT IST DEINER WEG; BITTE NOCHMALS SCHREIBEN. MEIN INTERNET IST SO LANGSAM; GANZ GROSSES SORRY.


    - Peinlich, aber kein Beinbruch:


    (1) Du hast den Beitrag von "schmidltux" bearbeitet, in dem er wissen möchte, ob er
    (a) wie du auch einen "Parasol" (Macrolepiora procera) gefunden hat
    oder
    (b) eher einen "Zitzenschirmling"



    (2) Zum Glück hast du seine Bilder nicht gelöscht :top:
    -------


    schmidltux:


    ok, ich versuch einmal deine Anfrage zu beantworten, auch wenn man bei solchen Babies nie ganz sicher sein kann, was sich daraus entwickelt:


    (1) Du zeigst definitiv einen der "Riesenschirmlingen" (Macrolepioota sp.)


    (2) Ausschließen kann man m.E. (vergleiche Schittbild) eine der stark rötenden Arten aus dem Komplex "Safran-Riesenschirmling", die zwischenzeitlich von "Vellinga (2002) in die Gattung "Chlorophyllum" verschoben wurde.


    (3) Mit dem "Parasol" (Macrolepiota procera), den "Jürgen" gezeigt hat, kann ich mich bei deinem Fund nicht anfreunden ---> Hutbuckel zu ausgeprägt und Stielnatterung fehlt.


    Mein Fazit:
    - Bleibt m.E. nur noch eine Art aus dem Komplex "Zitzen-Riesenschirmling" übrig.
    ---> Welche, da lege ich mich bei diesem Baby allerdings noch nicht fest.
    ---------------


    Um dir Bestimmung von "Riesenschirmlingen" zu erleichtern, greife ich in meinen Fundus und bringe in der Anlage eine Checkliste.


    Grüße
    Gerd

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